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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

die Wappen der Stadt angebracht. Von dem Rinderbacher Thorthurm weiter an den viereckigen, mit spitzem Zeltdach versehenen Wasserthurm, der gegen die Stadt hin offen und bis zum Anfang des Daches 60′ hoch ist; unter demselben läuft ein Arm der Rems in die Stadt und setzt daselbst die Mühlwerke in Bewegung. Von da an den schönen Schmiedthorthurm, der eine Höhe von 60′, mit dem spitzen Zeltdach aber, aus dem eine sog. Laterne emporstrebt, wohl von 100′ hat; etwa in der Mitte des Thurms läuft ein Rundbogenfries und im obersten Stockwerk sind die Wappen der Stadt angebracht; über einem Fenster desselben steht die Jahreszahl 1498. Die Straße führt nicht mehr durch den Thurm, sondern ist in neuerer Zeit zur Erleichterung des Verkehrs an demselben vorbei geführt worden. Von dem Schmied-Thorthurm an den Krepplesthurm, wo sich die Stadtmauer gegen Westen wendet, und weiter an den Faulthurm, an den hinter dem Spital stehenden Thurm, an den abgegangenen Thurm hinter dem Gasthaus zum rothen Ochsen bis an den abgegangenen Georgenthurm hinzieht; von hier in südlicher Richtung bis zum Lederthor (Untere Thor), das einen Thurm hatte, weiter zum fünfeckigen Thurm, sog. Knöpflesthurm, und endlich wieder bis zum Bocksthor.

Der fünfeckige Thurm, nach seiner Figur so genannt, indem eine fünfte Ecke von der quadratischen Grundform gegen Außen, gegen die Angriffsseite vorsteht, ist der schönste an den Stadtmauern Gmünds und bildet eine besondere Zierde der Stadt; er ist über 100′ hoch, gegen die Stadt hin offen und hat 71/2′ dicke Mauern; an den 3 äußern der Angriffsseite zugekehrten Ecken streben oben erkerartige Thürmchen empor, deren Zeltdächer, wie auch die Spitze des Hauptdachs, mit Knöpfen versehen sind, daher er im Munde des Volks der Knöpflesthurm genannt wird.

Dem fünfeckigen Thurm gegenüber stand ein Thorthurm mit Fallbrücke und Fallgatter, der zur weiteren Vertheidigung der jetzt in eine steinerne umgewandelten Brücke angelegt war.

Die Stadtmauern und die an ihr stehenden Thürme sind durchaus mit kräftigen Buckelquadern erbaut; auf der Stadtmauer war ein auf hölzernen Stützen ruhender, mit Ziegeln gedeckter Umgang hingeführt; um auf demselben um die ganze Stadt zu gelangen, waren 4119 Schritte nöthig. Die Thürme waren zum Theil gegen das Innere der Stadt offen, damit der etwa eindringende Feind sich nicht so leicht darin festsetzen konnte. Über sämtlichen Thoren erhoben sich feste Thürme und vor denselben bestanden Zugbrücken, die über den Stadtgraben führten. Zwischen dem Stadtgraben und dem Waldstetterbach, vom Eutighofer bis zum Untern Thor, bestand ein ummauertes Vorwerk.

Überblickt man die ganze, theils noch vorhandene, theils abgegangene

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)