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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

eine über das andere Haus vorstoßend, staffelförmig hingebaut sind; sie stammen meist aus dem 17. und 18. Jahrhundert, manche auch aus früherer Zeit, und sind theils im Renaissancestil, häufiger noch im Rococostil erbaut. Besonders war es in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der Baumeister Heinrich Keller aus Dinkelsbühl, der in Gmünd eine Reihe von höchst geschmackvollen und reichverzierten steinernen Rococohäusern erbaute, die als Muster eines edel gehaltenen Zopfstils gelten können und der inneren Stadt ihr eigenthümliches, festliches und so sehr anmuthendes Gepräge verleihen. Neben diesen ganz aus Stein und anderen aus starkem Eichenbalkenwerk aufgeführten Gebäuden haben beinahe alle Häuser steinerne Unterstöcke mit architektonisch schönen Eingängen, über denen Wappen oder sonstige Verzierungen sich befinden; die Holzthüren sind häufig mit gutem Schnitzwerk reich verziert. Einen besondern Schmuck bilden die, großentheils von dem alten Schmiedmeister Storr, kunstreich gearbeiteten Eisengitter an den Fenstern der unteren Stockwerke und über den Hausthüren, die Wirthschilde und Spiegelhalter, auch haben sich an den Dachrinnen noch schöne Wasserspeier und auf den Firstgiebeln Wetterfahnen und andere hübsche Bekrönungen erhalten. Gar viele Häuser wurden erneuert und gerade nicht geschmackvoll, meist graublau oder gelb getüncht, aber dennoch hat sich ihre ursprüngliche Bauweise nicht ganz verdrängen lassen, namentlich an den älteren Gebäuden, bei denen ein Stockwerk über das andere vorstößt.

Die ehemalige Befestigung, Ummauerung der Stadt ist auf ziemliche Strecken noch erhalten und lässt sich auch wo sie abgegangen, noch genau verfolgen; sie läuft und lief um die innere, ursprüngliche Altstadt: von dem ehemaligen inneren Eutighofer Thor (später Bocksthor), über dem sich ein fester Thurm erhob, Bocksthorthurm, hinter der Oberamtei (ehemaliges Augustinerkloster) und dem Ludwigskloster hin bis zum ehemaligen Pulverthurm, weiter an dem Kapuzinergarten (jetzt Irrenanstalt); hier ihre südöstliche Richtung in eine nordöstliche ändernd, lief sie bis an die Scheuer des Kreuzwirths, wo das innere Waldstetter Thor mit Thurm, Bäuerlesthurm genannt, stand; von hier bis zum Garten des Gerbers Schabel, wo abermals ein Thurm stand, weiter bis an das sog. Thörle, ein noch bestehender kleiner Eingang für Fußgänger, an dem ebenfalls ein Thurm sich erhob, und von da hinter dem Judenhofe vorbei bis zum Königsbronner Hof (jetzt Holzmagazin); hier wendet sie sich gegen Norden bis zum abgegangenen inneren Rinderbacher-Thorthurm, auch Diebsthurm genannt, weiter hinter der Schmalzgrube und dem Franziskanerkloster hin (dem Entengraben entlang); hier eine nordwestliche Richtung annehmend, zieht sie über den kalten Markt bis zum Hahnenwirthshaus, wo ein Thorthurm, St. Nikolausthurm, stand, von da in westlicher Richtung an dem Spital vorüber

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)