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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

zu Iggingen ihren Kapitelsjahrtag zu halten mit Singen und Lesen und allen andern Gottesdiensten. Das Kloster Gotteszell, als Kirchherr zu Iggingen, versprach jährlich 2 fl. zu reichen. Dekan und Kämmerer wurden frei gewählt und konnten in jedem Pfarrort sitzen.

Von Klöstern bekamen Anhausen 1121 bei der Stiftung (bes. in Mögglingen) und Lorch (gestiftet 1102) wahrscheinlich frühe schon wenigstens einen Theil der spätern Besitzungen; nur Weniges erwarb Adelberg (s. Vorder-Linthal) und etwas mehr Königsbronn (s. Ober-Böbingen und Heubach). Das 1240–50 gestiftete Frauenkloster Gotteszell bei Gmünd hat allmählig ansehnliche Besitzungen erworben; weniger das Dominikaner-, Augustiner- und Franziskanerkloster zu Gmünd, wozu noch ein Kapuziner- und das Franziskanerinnenkloster zu St. Ludwig kam; s. bes. Gmünd.

In Gmünd selber kam eine so zahlreiche Priesterschaft zusammen durch die vielen Kapellen und Meßpfründen an den einzelnen Altären, daß 1403 (?) eine besondere Priesterbruderschaft gestiftet wurde. Wie 1761 die Pfarrkirche zu Gmünd vom Kapitel getrennt und zu einem Collegiatstift erhoben wurde, s. b. d. Stadt.

Die Herrn von Rechberg waren im Besitz zahlreicher Patronatsrechte und freiten 1397 ihren Geistlichen in der untern Herrschaft um Hohenrechberg alle Güter gegen das Versprechen an den vier Quatembern jährlich zusammenzukommen und für die verstorbenen Herrn von Rechberg zu beten. Dabei werden genannt die Geistlichen zu Treffelhausen, Heuchlingen, Weissenstein, Yflingen, Nendingen, Böhmenkirch, Wisgoldingen, Degenfeld, Ottenbach, Donzdorf, Winzingen, Weckerstell, Waldstetten, Salach, Wälden, Reichenbach, Beuren.

Die Reformation fand bei der Bevölkerung Gmünds vielen Eingang, es gelang aber dem Rathe die Bewegung allmählig zu unterdrücken, so daß in der Reichsstadt blos die katholische Confession geduldet wurde. Dagegen fand die Reformation einige entschiedene Anhänger unter den Herrn von Rechberg, namentlich den Philipp von Rechberg auf Ramsberg (s. das.) und die Heuchlinger Linie, von welchen Herr Ulrich auf Hohenrechberg selbst alle Sonntag seinem Hausgesind eine Predigt aus Luthers Postille vorlas und Psalmen mit ihnen sang. Er wollte in Heuchlingen seine Unterthanen nicht zur Augsburgischen Confession zwingen, verweigerte aber denen, welche sich der evang. heil. Communion entzogen den Ortskirchhof. Wahrscheinlich hat er auch in Straßdorf reformirt, wie zu Heuchlingen. Mit dem Aussterben dieser Linie aber hielt die überlebende, mit Bayern eng verbundene Linie von Rechberg-Illeraichen um so entschiedener am Katholicismus fest, so daß blos Württemberg die Reformation dauernd durchführte in den Pfarreien Heubach mit Ober-Böbingen

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)