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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

freilich übertriebenes Gerücht. Jedenfalls aber hat die Familie auf allen Gebieten tüchtige Männer geliefert und namentlich haben ihre Sprößlinge gekämpft und geblutet auf den verschiedensten Schlachtfeldern von Italien (z. B. Marignano, – Sempach) bis an die Nordsee (im 30jährigen Krieg) und gegen die Türken in Algier wie längs der Donau. Ein Ulrich von Rechberg soll 1298 König Adolfs Fahne bei Göllheim getragen haben; besonders bekannt hat Hans von Rechberg der Schramberger seinen Namen gemacht als kühner Kriegsmann. Wer weiß wie viele Fehden die Rechberger durchgefochten haben, theils eigene, wie z. B. noch 1471 eine solche dem Grafen von Württemberg angesagt wurde, theils als Genossen Anderer oder im Dienst mächtigerer Herrn, z. B. der Württemberger. Manchen Sieg mögen sie erfochten haben, wie 1449 gegen Gmünd, aber auch manche Niederlage traf sie, z. B. 1462 bei Giengen wurde Ulrich von Rechberg gefangen. Wir finden die Rechberge auch in den verschiedensten Rittergesellschaften als Mitglieder und Hauptleute, bei der St. Georgs-, St. Wilhelms-, Schwert-, Löwen-Gesellschaft u. a. m. In den schwäbischen Bund traten sie 1480, zum Rittercanton Kocher 1560.

Auch auf dem Gebiet der Diplomatie haben sich Rechberge ausgezeichnet, von Herr Conrad von Rechberg an, welcher ein Mitglied der Gesandtschaft Kaiser Ludwigs des Bayern an Papst Benedikt war 1335, und von dem ersten Grafen Wolf Conrad, der von Kaisern und Fürsten zu Gesandtschaften verwendet wurde, bis in die neuesten Zeiten, – und hohe Staats- wie Hofwürden haben sie oft und viel bekleidet, besonders in Bayern, aber auch z. B. als Landrichter und Hofmeister des Burggrafthums Nürnberg u. a. m. Mit Kaiser Friedrich III. waren bei seiner Krönung in Rom – Veit und Jörg von Rechberg 1451/52.

Männer, welche in der Kirche hohe Stellungen erreichten, hat unser Stammbaum verschiedene genannt; besonders gerühmt wird Albrecht, der Bischof von Eichstädt, † 1445, als ein tüchtiger Mann für geistliche und weltliche Angelegenheiten. Reich bezeugt wird auch viel kirchlicher und wohlthätiger Sinn durch Stiftung von Kirchen und Pfründen, durch Geschenke an die Klöster der Gegend, gewöhnlich damit Jahrstäge oder Messen gehalten, ewige Lichter eingerichtet werden u. dgl. m. Besonders reiche Beiträge für die Armuth hat das Spital zu Gmünd bekommen, weßhalb die Herrn von Rechberg auch das Recht bekamen stets ein paar Pfründen zu besetzen.

Zum Schluß noch ein paar Worte von dem Wappen. Im goldnen Schilde stehen 2 aufgerichtete, von einander gekehrte rothe Löwen, deren aufwärts geschlagene Schwänze dreimal um einander geschlungen sind; auf dem Helm Brust und Kopf eines Rehbocks – welche Helmzierde bisweilen auch allein im Siegel geführt wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)