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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

Halsnustern, Kreuzen, Heiligenbildern, Anhängseln etc. Von 1468 findet sich eine Urkunde, welche von einem Goldschmid handelt; vom 9. April 1594 datirt die erste nachweisliche, aber schon als erneuerte, bezeichnete Ordnung der Gold- und Silberarbeiter, auch Prob- und Schauanstalt, mit der Festsetzung, daß das Silber nur in 14löthig verarbeitet werden dürfe, was aber unter 11/2 Loth wiege, dürfe „der Meister seines Gefallens machen.“ 1643 wurde „nach Verspürung groben Mißbrauches“ festgesetzt, daß die Waare unter 2 Loth wenigstens 12löthig, über 2 Loth 13löthig sein müsse. Den 22. Febr. 1680, ebenso 1695 und 1697 wurde obige Verordnung verschärft, auch erstmals von dem Gehalt des Goldes gesprochen, daß es 18 Karat sein müsse. – 1657 führt die herzogl. württembergische Goldschmids-Ordnung an, daß unter andern Reichsstädten Gmünd „viel Waare in’s Land verschaffe“. Ein Artikel der Goldschmids-Innung von Gmünd von 1739 führt 250 Meister auf. 1785–1786 wanderten wegen Geschäftsstockung 110 Goldarbeiter nach Wien aus, und 1820–1825 bestanden wieder 240 bis 250 Goldschmidsfamilien hier.

Wir gebrauchten hier im allgemeine die Bezeichnung Goldschmide, darunter sind aber ebenso die Silber- und die Messingschmide begriffen. In Gold wurde bis ins 18. Jahrhundert nicht vorwiegend gearbeitet, schon des vorgeschriebenen hohen Gehaltes wegen; dagegen wurde sehr viele für den Handel geeignete Waare in Silber gemacht, und es bildeten unter anderem große Handelsartikel: die Dosen, Schnallen aller Art, sodann Filigranwaare. Sogar noch in den Jahren 1820–1830 wurde nach Zusammenstellung in der Controle jährlich 12–15 Ctr. Filigranwaare hier gearbeitet. In früheren Jahrhunderten waren es in unächter, Semilorwaare außer den Paternoster-Artikeln besonders auch die Hals-, Hut-, Hauben-Batzeln (größere Geschmeidestücke mit Spiegelsteinen etc.), die viel nach Spanien und Mexiko, auch über Südfrankreich exportirt wurden; große Handelsartikel waren auch Knöpfe mit Steinen, Kämme etc. – Mit Herstellung geringhaltiger Goldwaaren, Schmuckwaaren, wurde circa 1780 hier begonnen und wurde dies hauptsächlich durch den Geschäftsverkehr mit den oberitalienischen Händlern veranlaßt. Artikel ganz bedeutender Nachfrage wurden dieselben auch in den Kriegsjahren 1810–1814 und sie fanden zu dieser Zeit großen Absatz nach Rußland und Polen. Überhaupt werden nicht viele Städte solche große Wandlungen in ihrer Industrie erfahren haben, wie Gmünd; der Grund liegt bei dem Umstand, daß Gmünd schon lange der Sitz von Luxuswaarengeschäften ist; in der wechselnden, bald ab-, bald zunehmenden Nachfrage nach diesen oder jenen Luxusartikeln. Während die Reichsstadt Augsburg sich durch ihre Groß-Goldschmide-Waaren einen großen Ruf erworben

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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)