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Karl Eduard Paulus der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard und – für das Geschichtliche – von Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd

durch Ortsbürger, welche die Farren anschaffen und gegen Gütergenuß und Geldbeiträge von Seiten der Gemeinde unterhalten; in Herlikofen, Heubach, Iggingen, Muthlangen, Weiler und Winzingen werden die Zuchtstiere von der Gemeinde angeschafft und von Ortsbürgern gegen Gemeindeentschädigung unterhalten. In Gmünd schafft die Hospitalverwaltung die Farren an und unterhält sie, und in Reichenbach werden die auf dem Schloßgut Ramsberg und Birkhof aufgestellten Farren benützt.

Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend und beschränkt sich hauptsächlich auf benachbarte Märkte, wo Jungvieh, Kühe und Ochsen abgesetzt werden; Gmünd treibt lebhaften Handel nach Stuttgart, Mannheim und Straßburg, in Mögglingen ist der Handel auf den Ortsmärkten von Bedeutung, von Ober-Bettringen und Ober-Böbingen wird stark auf benachbarten Märkten gehandelt. Der Milchverkauf theils in die Oberamtsstadt, theils an die in mehreren Orten bestehenden Käsereien ist beträchtlich und sichert mancher Gemeinde eine erkleckliche Einnahme; so verkauft z. B. Muthlangen jährlich für etwa 2000 fl. und Ober-Bettringen für 3000 fl. Milch nach Gmünd. Mögglingen setzt Milch nach Stuttgart und Aalen ab. Käsereien bestehen in Bargau 3, in Göggingen 3, eine bedeutende in Herlikofen, in Heubach 2, in Lautern 2, in Ober-Böbingen 2, in Leinzell, Lindach, Mögglingen, Ober-Bettringen, Rechberg, Reichenbach, Weiler und Winzingen je eine.

Die Schafzucht ist beträchtlich und wird theils von Privaten, theils von Orts- oder fremden Schäfern, welche die Schafweiden in Pacht nehmen, eifrig getrieben. Die Einnahme aus dem Schafweidepacht und der Pferchnutzung sichern den meisten Gemeinden eine namhafte Rente und erhalten hauptsächlich die Schäfereien, während man von Seiten der Privaten wegen der schädlichen Übergriffe der Schäfer nicht selten die Abschaffung derselben wünscht. Die meisten Schafe laufen auf den Markungen Gmünd, Degenfeld, Göggingen, Heubach, Lautern, Reichenbach, Unter-Böbingen und Waldstetten. Am häufigsten hält man eine Bastardrace (deutsche und spanische gekreuzt), auch reine spanische und reine deutsche Schafe werden theilweise noch gehalten und die gräfliche Gutsverwaltung in Ramsberg unterhält 1200 Stücke feine Merinoschafe. Die Wolle wird meist auf inländischen Wollmärkten abgesetzt und der Abstoß der Schafe und des Fettviehs geschieht hauptsächlich nach Frankreich. Der Bezirk besaß im Jahr 1868: 7220 spanische, 8862 Bastard- und 549 Landschafe, zusammen 16.631 Stücke. In Begleichung mit den übrigen Oberämtern nimmt der Bezirk nach der Zählung vom 2. Januar 1865 hinsichtlich der spanischen Schafe die 3., der Bastarde die 10. und der Landschafe die 30. Stelle, hinsichtlich der Schafe überhaupt die 11. Stelle ein.

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Karl Eduard Paulus, Eduard Paulus, Hermann Bauer: Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart: H. Lindemann, 1870, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Gmuend_104.jpg&oldid=- (Version vom 13.8.2023)