Seite:Oberamt Ehingen 177.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Kloster hatte lange nur einen Propst zum Vorsteher; 1441 gelangte derselbe zur Würde eines Abts, kraft eines päpstlichen Breve von 1440.

Die Schutz- und Schirmsvogtey des Klosters besaßen anfänglich die Pfalzgrafen, bald aber machte sich das Kloster von ihnen, so wie nachher von den von Emerkingen, los, und begab sich in des Reichs und Östreichs Schutz. K. Albrecht sicherte ihm dafür 1297 stattliche Freyheiten zu, welche seine Nachfolger bestätigten. Ums Jahr 1440 wollte Graf Ulrich von Würtemberg die Schirmsvogtey an sich ziehen, das Kloster setzte sich aber beharrlich dagegen; Gr. Eberhard ließ deßwegen 1470 durch Mühlhausen von Westerstetten das Kloster überfallen, und den Abt Jodok gefangen wegführen. Allein auch dieser Schritt blieb ohne Erfolg, und der Abt wurde gegen ein Lösegeld von 1000 fl. wieder frey gegeben. Von K. Maximilian begünstigt, erhielt der Abt 1500 Sitz und Stimme unter den Reichsprälaten und das Kloster trat somit in die Reihe der unmittelbaren Reichsabteyen ein. Schon i. J. 1204 zählte das Kloster 50 Mönche und eben so viele Ordensschwestern. In den letzten Zeiten unterhielt es in der Regel 47 Geistliche, wovon aber ein Theil auswärts auf Pfarreyen und 2 Statthalterschaften sich befand.

Marchthal und sein Kloster hatten mancherley Schicksale. Schon bey der oben erwähnten Belagerung und Zerstörung der Burg wurden das Kloster und der Ort hart mitgenommen, noch mehr litten beyde unter den fortwährenden Unruhen und feindlichen Anfällen des benachbarten Adels. Auf seinem Rückzüge von Ehingen (S. 95) 1343, wurde das Kloster und Dorf auch von Graf Eberhard von Würtemberg überfallen, geplündert und angezündet, und der Propst Eberhard Gryff, ein Freund Conrads von Schelklingen, gefangen fortgeschleppt. 1449 wurde das Kloster von dem Gr. von Leiningen, Verbündeten Gr. Ulrichs von Würtemberg gegen die Reichsstädte, überfallen und schwer beschädigt; 1520 brannte ein großer Theil des Dorfes ab. Im 30jährigen


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_177.png&oldid=- (Version vom 7.5.2020)