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Güter in der Gegend, so kam St. Gallen nachher auch um diese Schenkungen wieder, und das Kloster Marchthal scheint sich wieder ganz aufgelöst zu haben. Ein Todesfall gab Veranlassung zu einer zweiten Stiftung. Herzog Hermann II., der auf der Altenburg seinen Sitz hatte, und seine Gemahlin Gerberg, eine Tochter des K. Conrad von Burgund, verloren ihren Erstgebornen durch den Tod in einem Alter von 1 Jahr. Die traurenden Eltern ließen ihn in der Capelle zum h. Johannes dem Täufer, in der alten Klosterkirche zum h. Peter, begraben. Aber an dieser Kirche stand damals nur ein einziger Priester Namens Etto; die Kirche selbst war in schlechtem Zustande. Gerberg stellte diese wieder her, und bewog ihren Gemahl zur Stiftung einiger Güter, um mehrere Geistliche bey der Kirche anstellen zu können, die an dem Grabe ihres Sohnes Gottesdienst halten sollten. So entstand zwischen 992 und 995 ein Collegiat- oder Canonikat-Stift, mit 7 Pfründen oder Stellen, wozu, außer Gütern zu Bettighofen und Marchthal, auch die Kirche zu Grunzheim etc. gestiftet wurde. S. 142. Zu gleicher Zeit ließ Hermann auch die nachherige Pfarrkirche zur h. Maria erbauen, oder wieder herstellen; sie wurde i. J. 998 von dem Bischof Gebhard von Constanz eingeweiht. Aber auch das Collegiatstift kam wieder in Zerfall, und seine Güter wurden ein Raub weltlicher Herrn. Von den 7 Pfründen besaßen i. J. 1171 der Pfalzgr. Hugo von Tübingen 3, von seiner Großmutter, der Gräfin von Kellmünz ererbt, der Herzog Conrad von Schwaben 1, Swigger von Gundelfingen als Lehen von K. Friedrich 1, Salome von Emerkingen 1, und der Ritter Ranzo von Neufen 1. Ein neuer Zufall kam dem Gotteshause zu Statten: Pfalzgraf Hugo hatte während seiner Gefangenschaft, in der er von dem Herzog Welf gehalten wurde, auf den Fall seiner Befreyung die Stiftung eines Klosters gelobt; er hielt Wort und stiftete 1171 das Prämonstratenser Kloster Marchthal mit der Kirche des Orts, den oben genannten 3 Pfründen und der von dem Ritter Ranzo erkauften, ferner mit den Kirchen zu Kirchbierlingen, Wachingen, Ammern bey Tübingen, so wie mit Gütern zu


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)