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An das Schloß schließt sich die ehemalige Stifts- oder Klosterkirche an, die der Fürst zur Pfarrkirche eingeräumt hat. Sie ist in edlem einfachen Style gebaut, vielleicht etwas zu viel mit Stuckarbeit, desto weniger mit bunten Zierathen überladen. In dem Schlosse, oder ehemaligen Kloster, Marchthal, und zwar in dem südöstlichen Eckgebäude, welches dazu besonders gebaut und eingerichtet wurde, übernachtete die letzte unglückliche Königin Antoinette von Frankreich, als sie als Braut des Dauphin nach Frankreich reiste.

Obermarchthal hat mehrere Handwerks- und Kaufleute, auch eine Apotheke, eine bedeutende Mahlmühle an der Donau, 1 Öl- und Gypsmühle, 1 Sägmühle, 1 Ziegelhütte, und 3 Vieh- und Krämermärkte. In dem Orte steht die alte, 1803 eingegangene, Pfarrkirche zur heil. Maria, am Ende desselben eine wohlgebaute Capelle zur h. Anna. Zu der Pfarrey gehören auch Datthausen, Mittenhausen und Rechtenstein mit dem Brühlhof. Luppenhofen wurde erst 1812 davon getrennt. Die sehr alte Pfarrey wurde dem Kloster schon frühe einverleibt; nach Aufhebung des Klosters 1803 stellte sie der Fürst wieder mit einer Caplaney her.

Dem Schlosse gegenüber, und nur durch eine enge Thalschlucht, durch welche ein kleiner Bach in die Donau hinabgeht, getrennt, liegt ein merkwürdiger Hügel; worauf einst eine Burg lag, gemeiniglich die Altenburg, eigentlich aber, wie es scheint, Marchthal genannt. Das Alter dieser Burg reicht bis in die entferntesten Zeiten hinauf, und nach allen Umständen verdankt sie ihren ersten Ursprung den Römern. S. 9. Jetzt zeugen nur noch einige Gräben und Erdaufwürfe von ihrem ehemaligen Daseyn. Schon im 8ten Jahrhundert war die Burg Sitz der mächtigen Familie der Gaugrafen von der Folkoltsbar; in der Folge Sitz der Allem. Herzoge. Nach der Angabe des klösterlichen Annalisten, der sich dabey auf noch vorhandene Urkunden beruft, hat schon Burkhard I., in welchem 916 die Herzogswürde wieder hergestellt wurde, hier seinen Sitz gehabt. Gewiß ist auf jeden Fall, daß von Hermann II. an (997) mehrere Herzoge hier


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)