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man sagt, von entsprungenen Jaunern angezündet, abbrannte, und nun Ruine ist. Gr. Ludwig war es auch, der sich durch die Verfolgung von Räubern und Jaunern, von welchen zu seiner Zeit die Sicherheit in Ober-Schwaben sehr gefährdet war, so bekannt machte, und der zu dem Ende ein eigenes Zuchthaus in D. errichtete, das erst 1808, nachdem es 22 Jahre bestanden hatte, wieder aufgehoben wurde.

Das viele Bauwesen, der Aufenthalt des Grafen und seiner Beamten, und die Zuchthaus-Anstalt brachte mancherley Nahrung und Gewerbe in den Ort. Aber unter den jetzigen veränderten Umständen hat Alles sehr Noth gelitten, was um so mehr gefühlt werden muß, da der jetzige Graf sich auswärts aufhält und der Ort mit schweren Grundabgaben belastet ist. Der durchfließende Bach treibt vor dem Ort eine Mahlmühle, s. o. Auch hat der Ort eine Ziegelhütte und, von der Zeit des vorigen Grafen her, auch eine Apotheke. Der Verdienste des Sattlers Sommer um die Baumzucht ist schon S. 47, 54 gedacht worden. Zu der 1/4 St. von dem Ort entfernten Donau führt eine schöne Allee, und an deren Ende eine hölzerne Brücke über den Fluß.

An der Kirche steht neben dem Pfarrer auch ein Caplan, dessen Patron ebenfalls der Grundherr ist. Die Gottesackerkirche, also die vierte Kirche des Orts, ist jetzt zum Abbruch bestimmt.

Dischingen gehörte ehemals den Grafen von Berg, von welchen es auf Östreich kam. Diese belehnten damit die Greggen, eine Ulmer Familie: Martin Gregg stiftete 1460 die Frühmeß-Caplaney. Wilhelm von Stotzing wurde 1544 von Östreich mit dem, von seinem Bezirke sogenannten, Ochsenzehnten belehnt; 1485 kauften die von Stotzingen den Ort selbst, verkauften ihn aber 1661 wieder an Schenk v. Castell. 1806 kam er unter Baierische, 1808 unter Würt. Hoheit.[ws 1]


36. Obermarchthal mit Datthausen, Gütelhofen, Luppenhofen und Mittenhausen.
a. Obermarchthal,

ein kathol. Pfarrdorf und Marktflecken auf dem rechten Donauufer


Anmerkungen [WS]

  1. Korrektur in Beschreibung des Oberamts Riedlingen S. 267: „S. 169. Ober-Dischingen wurde nicht erst 1694, sondern schon 8. Juli 1661 von Sigm. Wilh. v. Stotzingen an die Grafen Schenk von Castell verkauft. Auch kam es nicht erst 1810, sondern 1808 unter Würt. Landeshoheit. Ferner ist nicht der ganze Ort, sondern nur ein Theil desselben Würt. Lehen, und zwar 1) ein Hof, samt dem halben Großzehnten und dem sogen. Ochsenzehnten, von Burgau herrührend; 2) 3 Höfe und 3 Sölden, von Wiesensteig herrührend; 3) die Fischerey in der Donau, die aber, nach der Belehrung des Herrn Grafen Schenk von Castell, nicht auf Dischinger Markung, sondern zwischen Gamerschwang und Nasgenstatt sich befindet, und Bergisches Lehen ist. 1 Hof und 1 Sölde gehörten ehemals zum Kloster Blaubeuren, jetzt zur K. Finanzkammer, 1 Sölde gehört zur Ortskirchenpflege; zu dem Rittergut gehört ein eigenes Maiereygut. Der Ausdruck S. 170: „nachdem (Gr. Ludwig) die Herrschaft von seinem Bruder übernommen,“ ist falsch, es muß, wie wir belehrt sind, heißen: „nachdem er seinem Bruder in dem Besitze seiner sämmtlichen Herrschaften succedirt hat.“ Vor Graf Ludwig hatte schon Graf Marquard, des jetzigen Herrn Grafen Herr Großvater, seine Residenz nach Ober-Dischingen verlegt, nachdem er 1734 Unter-Dischingen und das Schloß Trugenhofen an Taxis verkauft hatte. Derselbe hat auch das alte Schloß und die Kanzleigebäude gebaut, und den, ehemals prächtigen, Hofgarten angelegt.“
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)