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Der Ort liegt theils in der Ebene, theils an und auf einer Höhe. In dem obern Theile liegt ein altes Schloß mit einer schönen Aussicht, das die Gräfin von Stein, der es gehört, bewohnt. Im Schloßgraben steht die Schloß-Capelle. Mitten in dem Schloßgebäude erhebt sich wie ein Riese ein kolossaler Thurm, der sichtbar Röm. Ursprung verräth. S. 9. Daneben sieht man noch die Ruinen eines ältern festen Schlosses. In dem untern Theile des Orts steht die kleine Dorfkirche zum h. Wolfgang. Die Caplaney wurde 1428 von Ruff von Reischach mit 3 Höfen zu Einhart bey Ostrach gestiftet. Durch den untern Ort fließt der Mühlbach, der eine Mahlmühle treibt. Name und Urkunden beweisen, daß Emerkingen, wenn wir seinen Ursprung auch nicht von den Römern ableiten wollen, immer ein sehr alter Ort ist. Der Name, der in alten Zeiten Anmarkingen, Amarkingen, auch Antarmarchingen etc. geschrieben wurde, bedeutet ohne Zweifel so viel, als an der Mark – Mark- oder Gränzort. Die beyden Gaue, der Erchgau und die Folkoltsbar trafen hier zusammen. In Urkunden kommt der Ort schon zu Anfang des 9ten Jahrhunderts vor: 805 schenken die Grafen Chadaloch und Wago, und 877 Gr. Chadaloch allein Güter daselbst dem Kloster St. Gallen, und i. J. 842 stellt der jüngere Wago eine Urkunde in villa Antemarchingas aus[1]. Später findet man eine Familie, die sich von Emerkingen schrieb. Es wird ihr häufig der Grafentitel beygelegt. Heinrich, Graf von Emerkingen schenkte 1108 dem Kl. Zwiefalten einen Hof in Daugendorf und das Wirthshaus zu Zwiefaltendorf, und von dieser Zeit an kommen die von Emerkingen gar häufig vor; auch haben wir sie schon bey Zwiefalten als Schirmvögte des Klosters und als Anhänger der Welfen kennen gelernt. Sie besaßen nicht nur Emerkingen mit Unterstadion und Bettighofen, sondern auch mehrere andere Orte umher, wie die Chroniken wollen, selbst: Munderkingen,


  1. Neugart Cod. Dipl. I. Nr. 155. 193. 301. Von Arx Geschichte von St. Gallen I. 56
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)