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Dochtgarn, wozu sie das Abwerg gebrauchen, das sie in der ganzen Gegend zusammen kaufen. Die Stickerey – Musselinstickerey, wird hauptsächlich in Munderkingen, auch in Ehingen und an mehreren andern Orten, theils für Biberacher, theils für Schweizer Häuser mit vieler Geschicklichkeit betrieben, wirft übrigens nicht viel mehr Verdienst ab, als die Spinnerey. Das Spitzenklöppeln wird in Ehingen und in mehreren andern Orten betrieben, es hat jedoch in neuern Zeiten abgenommen, da der Verbrauch in Klöstern und zu Meßgewändern nicht mehr der alte ist, auch die Sitte, daß fast jedes Bauernweib ihre Bettleinwand mit Spitzen besetzt hält, abgenommen hat.

In Erbach und einigen andern Orten wird neuerlich auch die Baumwollen- und Wollenstrickerey betrieben. Die oben genannten Korbmacher befinden sich zu Emerkingen, Unterstadion, Grunzheim und Rißtissen, die Rechenmacher in mehreren andern Orten. Strohhüte werden zwar Sommers von jedem Bauer getragen; nirgends aber gemacht.

c. Handel.

Der Handel beschränkt sich größtentheils auf die Naturerzeugnisse, hauptsächlich Getreide und Vieh. Das Getreide wird auf den Fruchtmärkten zu Ehingen, Riedlingen, Biberach, auch zu Ulm, Münsingen und Urach abgesetzt; das Rindvieh und die Pferde haben ihren stärksten Markt zu Munderkingen, von wo sie auch in das Ausland gehen, die Pferde namentlich in die Schweiz, nach Baden, Frankreich. Außer diesen Gegenständen, wozu auch Klee- und Espersamen mit einem nicht unbedeutenden Absatz in die Schweiz (S. 51), etwas Wolle und Öl kommen, ist der Handel mit Dochtgarn von Munderkingen und mit grober Leinwand (Rupfen) von Rottenacker aus, der nach allen Gegenden, auch in das Ausland betrieben wird, bedeutend, sodann der Schnellerhandel, welcher meist durch die sogenannte Kauderer, die an Ort und Stelle aufkaufen, betrieben wird. Erbach setzt etwas Torf nach Ulm und in die Nachbarschaft ab, hat auch einen Kreidehändler, der sein Material in Grimmelfingen holt.


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_062.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)