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Lauter um 1800 fl. Von dieser Zeit an war Lautern ein Würt. Kirchengut, die Pfarrey aber blieb deutschherrisch. Letzteres mag wohl auch der Grund gewesen seyn, daß die Reformation in Lautern schwerer und langsamer Eingang fand.

Das Schloß Lauterstein lag auf einer Felsenecke bey Lautern. Es sind noch Mauern und Gewölbe davon übrig, die aber in dem Dickicht des Waldes der wilden Schlucht dem Anblicke von unten auf fast ganz entzogen sind. Im Jahr 1344 kaufte das deutsche Haus zu Ulm von Heinrich von Lauterstein die Vogtey über zwei Güter zu Bermaringen, die er von Elchingen inne gehabt und genossen hat. Es scheint demnach, daß es auch eine adelige Familie gegeben habe, die sich von Lauterstein schrieb. Wann das Schloß zerstört worden, ist unbekannt. In der, sonst vorzüglichen, Pfarrbeschreibung von Herrlingen des jetzigen Herrn Pfarrers Kinzinger daselbst ist gesagt: „im dreißigjährigen Kriege wurde der größte Theil von Lautern, welcher in der Höhe lag verbrannt, die Eigenthümer bauten nun in Bermaringen und die Pfarrei Lautern wurde darauf mit der Wippinger Kaplaney vereinigt.“ Obgleich dieser letztere Satz durch obige urkundliche Nachrichten widerlegt wird, und wenn je ein Theil von Lautern auf der Höhe gestanden hatte, dieser schon in frühern Kriegen zerstört worden seyn muß, so ist es doch nicht unwahrscheinlich, daß wenigstens das Schloß Lauterstein im dreißigjährigen Kriege erst zerstört worden ist. Die Sage ist, daß Theophrastus Paracelsus, den man in allen verborgenen Winkeln laboriren läßt, auch auf der Burg Lauterstein eine Zeit lang sein Wesen getrieben habe.

In einer der Mühlen zu Lautern hatte ein verrückter Schwärmer, Augustin Bader (nach andern hieß er auch Weber,) seines Handwerks ein Kirschner von Augsburg, der sich für einen König und Propheten ausgab, mit seinen Genossen seinen Sitz aufgeschlagen, bis er dort gefangen und in Stuttgart hingerichtet wurde. Als Wiedertäufer von Augsburg 1529 verwiesen, hatte Augustin seinen Weg nach Ulm eingeschlagen. Eine himmlische Offenbarung hatte ihm unter

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)