Seite:Oberamt Blaubeuren 213.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im J. 1651, der Kirchthurm im J. 1558 neu gebaut. Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege, die des Pfarrhauses auf dem Staat. Filiale der Kirche sind Winnenden und dermalen Ober-Schelklingen. Ehemals war auch Berghülen Filial von Seißen (s. Berghülen). Die Pfarrey war 1398, laut päpstlicher Bulle von Bonifacius IX. dem Kloster einverleibt worden. Der Heilige oder die Stiftungspflege besitzt unter Anderem das Schloßgut Günzelburg und ansehnliche Waldungen. Der Ort gehört überhaupt zu den wohlhabenden. Neben einem ausgedehnten Feldbau beschäftigen sich die Einwohner viel mit Weberey und Spinnerey.

Vormals gehörte S. zu dem Kloster-Oberamt Blaubeuren. Schon bey seiner Stiftung hatte das Kloster von dem Grafen Sigiboto von Ruck das Dorf und die Kirche zu „Süssen“ erhalten (s. S. 112). Graf Ulrich von Helfenstein übergab im J. 1290 dem Kloster wegen des diesem von ihm zugefügten Schadens das Vogtrecht über die Kirchen zu Siuzen und Ringingen (s. Ringingen). Um dieselbe Zeit, da das Kloster die Pfandschaft Machtolsheim veräusserte, scheint das Kloster auch Seißen wieder verkauft zu haben. 1397, 2. März, verzichten Jost Bitterlin von Ulm und Guta die Bernerin, Hans Brüstmers (an einem a. O. „Brüst Mayer“) Wittwe auf Süessen das Dorf, Leut und Gut, und auch Leut und Gut zu Ringingen gelegen, so sie von dem Kloster Blaubeuren gekauft, und Heinrich Kraft und seine Frau, Adelheid Nießin von ihnen wieder erkauft, mit Ausnahme einiger von erstern besonders erkauften Güter. Einige Tage vorher schon, 24. Febr., hatten Krafft und seine Ehefrau in der Absicht sich 4 Jahrstage zu stiften, dem Kloster die Verschreibung gegeben, daß das Gut zu Ringingen und zu Seißen, so sie zu einem Leibgeding an sich gekauft, nach ihrem Tode wieder an das Kloster zurückfallen solle, wie es auch geschah. Wie das Kloster von diesem gutmüthigen Ehepaar ein Jahr nachher auch Machtolsheim zu erhalten wußte, ist schon bey Machtolsheim bemerkt. Durch einzelne Erwerbungen kam das Kloster später vollends in den Besitz des ganzen Dorfs.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)