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Hafner und andere Handwerker. In dem benachbarten Walde wird eine gute Hafnererde gefunden, welche auch von den Hafnern zu Blaubeuren benutzt wird. Machtolsheim war vormals der Sitz eines Klostergerichts, dem auch Rottenacker, Seißen und Weiler zugetheilt waren. Das Gericht hatte, kraft Vertrags von 1398, sein eigenes Siegel. In ältern Zeiten wird Machtolsheim ein Marktflecken genannt, und noch wird ein gepflasterter und mit Linden besetzter Platz im Ort als der Marktplatz gezeigt[1]. Ehemals muß der Ort auch Thore gehabt haben; denn in einer Urkunde von 1502, wodurch sich das Kloster Blaubeuren und die Stadt Ulm über die Zehnten vergleichen, ist von Äckern die Rede in dem Oesch „zum untern Thor gegen Hohenstatt, in dem Oesch zum Mortwinsthor gegen Laichingen und in dem Oesch zum Stebenthor gegen Treffensbuch.“ Der Ort war auch ehemals viel bevölkerter als er jetzt ist; nach der vor andern sich auszeichnenden Pfarr-Beschreibung von Machtolsheim, von dem jetzigen Herrn Pfarrer Kröner, zählte man vor dem 30jährigen Krieg 149 Familien, während es dermalen nur 126 sind. Vor dem Stebenthor, an dem Wege nach Merklingen, befand sich eine von Hafnern bewohnte Gasse von ungefähr 15 Häusern, welche noch jetzt die Hafnergasse heißt. An der Kirche stand bis zur Zeit der Reformation neben dem Pfarrer ein Frühmesser oder Kaplan. Bis 1810 befand sich auch eine bayerische, vormals ulmische, Zollstätte in dem Ort.

Machtolsheim gehörte ehemals den Grafen von Helfenstein, und zwar scheint es ein Bestandtheil ihrer ältern Stammherrschaften und nicht von Blaubeuren gewesen zu seyn. Von den Grafen kam der Ort an das Kloster Blaubeuren. Nachdem die Gräfin Anna von Öttingen, Wittwe des Grafen Ulrichs v. Helfenstein und ihr Sohn Johannes v. Helfenstein M. an das Kloster verpfändet hatten, verkaufte dieses mit


  1. Ein mit Linden besetzter Platz soll der Marktplatz gewesen seyn: allein dazu wäre der Platz doch wohl zu klein. Er ist, wie in vielen andern Dörfern etwas erhöht und diente zu öffentlichen Gerichtssitzungen und zu Gemeinde-Versammlungen.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)