Seite:Oberamt Blaubeuren 156.jpg

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und Vorwerke, welche sie von Aussen schützten, und die Hauptzinne im Innern auf dem höchsten Punkte. Es steht hier noch ein gewaltiger Mauerstock, von schönen Buckelquadern aus Tuffsteinen gehauen, 15–20′ ins Gevierte. Er scheint dem kühnen und merkwürdigen Bogen zum Stützpunkt gedient zu haben, der zur Hälfte gesprengt, lange Zeit frey in die Luft hinaus ragte und vorher die Verbindung von einem Felsen auf den andern herstellte. Die Burg muß einst sehr weitläufig und fest gewesen seyn, viel bedeutender als das gegenüber liegende Ruck. Es war daher auch Sprüchwort wozu die vielen Händel zwischen den beyderseitigen Bewohnern Veranlassung gegeben haben sollen: „hüte dich, Ruck, daß dich Gerhausen nicht verdruck.“ Unter dem Volke wird die Burg Gerhausen das Rusenschloß genannt. Ob durch eine Zusammenziehung von Gerhausen, nach alter Mundart Gerhusen, in Gerusen, Rusen, oder von einem ehemaligen Beamten und Bewohner Namens Ruß oder von Reußen die Benennung herrühre, ist unbekannt. Eben so unbekannt ist die Zeit ihrer Erbauung. Daß Gerhausen, obgleich bedeutender als Ruck, nur ein Zugehör von diesem war und zu mehrerer Vertheidigung der Stammburg diente, ist sehr wahrscheinlich, doch scheint es schon frühe einem besondern Zweige des Ruckischen Hauses zum Sitz gedient zu haben und mit einem besondern, von Ruck abgerissenen Güterbesitze verbunden gewesen zu seyn, wozu Sunderbuch, Asch, Berghülen und Suppingen gehört zu haben scheinen, da die Söldbauern dieser Orte noch im Jahr 1666 das Holz für das Schloß zu hauen, die Maierbauern aber dasselbe in der Frohn zu führen hatten. Nach Asch war das Schloß auch eingepfarrt. Übrigens muß auch eine Kapelle im Schloß gewesen seyn; denn der Inhaber der untern Mühle zu G. hatte 15 Schilling H. zu dem ewigen Licht auf das Schloß zu liefern. Die Besitzer der Burg führten auch den Namen und Titel von Gerhausen, und es kommen damit zuerst die bey Ruck genannten Grafen Adelbert und Hugo ums J. 1000 und 1060 vor. In dem Stiftungsbrief des Klosters Ochsenhausen

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)