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dahin geschickt, und mit dem Abt Christian und seinen noch übrigen 7 Conventualen unterhandelt. Durch eine unter dem 19. März 1556 abgeschlossene, und von dem Abt und dem Landhofmeister Hans Dieterich von Plieningen unterzeichnete Übereinkunft, machte sich der Abt verbindlich, der neuen Ordnung nichts in den Weg zu legen, und zu seinen Conventualen noch 6 neue Novizen nebst zwey Klosters-Präceptoren anzunehmen und zu unterhalten. Im Übrigen blieb der Abt mit 2 ältern Conventualen bis an sein Ende bey der katholischen Religion[1]. Mit ihm schließt sich die Reihe der kath. Äbte, und die der evangelischen beginnt im J. 1562 mit dem bekannten Reformator Matthäus Aulber, und schließt mit dem Prälaten M. Heinrich David Cleß im J. 1810. Ein Verzeichniß sämmtlicher Äbte, mit Ausnahme des letzten, findet sich in Sattlers Topogr. Geschichte von Würt. S. 537 f. Eine Unterbrechung in der Reihe der evang. Äbte führte der dreißigjährige Krieg herbey. In Folge des Ferdinand’schen Restitutions-Edikts wurde der Abt Schickard am 10. Septbr. 1630 von seiner Stelle vertrieben und der kath. Abt Raymund (von Augsburg) an dieselbe gesetzt. Raymund mußte zwar mit den katholischen Mönchen, womit jetzt das Kloster wieder bevölkert worden war, bey Annäherung der Schweden im J. 1632 fliehen, und es wurde Joh. Osiander als evang. Abt eingesetzt; allein die Nördlinger Schlacht führte die Flüchtigen 1634 neuerdings in das Kloster zurück, und dieses blieb dann auch in ihrem Besitze bis zu dem westphälischen Frieden, in Folge dessen der Abt Raymund mit seinen Mönchen abziehen mußte.


  1. In der St. Peterskapelle an der Klosterkirche steht sein Grabmal; aber das Jahr seines Todes ist nicht darauf ausgedrückt, sondern dafür Raum gelassen, so daß es scheint, der Grabstein sey noch bey Lebzeiten des Abts gefertigt worden. Abt Christian hatte noch das Unglück, vor seinem Ende mit seinen 2 ältern Conventualen längere Zeit in der Gefangenschaft auf Hohen-Urach zu sitzen, weil er beschuldigt war, Gold, Silbergeschirr und Kleinodien aus dem Kloster weggeschafft zu haben.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)