Seite:Oberamt Blaubeuren 113.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

päpstlichen Bestätigungs- und Schutzbrief von Papst Urban II. vom J. 1099 zurück. Papst Adrian IV. und seine Nachfolger Martin IV., Johann XXII., Martin V. und Bonifaz IX. nahmen das Kloster durch Urkunden v. J. 1159, 1284, 1285, 1334, 1398 in ihren Schutz[1]. Aber merkwürdiger Weise findet man nicht eine einzige kaiserliche Urkunde; Blaubeuren blieb immer ein landsäßiges Kloster.

Die Schirmvogtey des Klosters blieb bey der Familie der Stifter und ihren Nachkommen, den Pfalzgrafen von Tübingen, wie die päpstlichen Bullen von den Jahren 1159 u. 1247 und andere Urkunden beweisen. Das Recht dazu folgte im Grunde von selbst schon daraus, daß die Stiftungsgüter dem Kloster, wie es sich zeigt, nicht mit vollen vogteylichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden sind. Im Jahr 1267 war nach den unten angeführten Urkunden Pfalzgraf Rudolph noch Schirmvogt. Aber bald darauf ging die Schirmsvogtey mit der Herrschaft Blaubeuren auf die Grafen von Helfenstein über. Im Gedränge seiner Schulden versetzte Graf Johann v. Helfenstein dem Kloster selbst die Schirmsvogtey, löste aber dieselbe wieder ein und stellte im J. 1407 eine Urkunde darüber aus, daß ihm Abt und Convent neuerdings gehuldigt und ihn und seine Nachkommen als ihre einzigen rechten Herren, Schirmer und Kastvögte anerkannt haben. Von den Grafen v. Helfenstein ging endlich die Klostersvogtey mit Blaubeuren im J. 1447 auf Würtemberg über.

Die Freyheiten des Klosters betreffend, ist Folgendes zu bemerken. Durch die oben angeführte Urkunde v. J. 1267, IX. Cal. Jan. befreyt der Pfalzgraf Rudolph das Kloster für immer von der Vogtey innerhalb der Klostersmauern und über die 5 Klostersmühlen. Er that dieß in Gegenwart vieler Zeugen an dem Altar der Klosterskirche, zum Ersatz für den vom ihm und seinen Vorfahren dem Gotteshause zugefügten Schaden, und weil keine Last den Menschen schwerer drückt, als die


  1. Die Urkunden sind abgedruckt bey Besold, Doc. rediv. S. 909 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_113.jpg&oldid=- (Version vom 22.12.2020)