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welcher in jeder Hand ein Hirschhorn hält. Sattler erzählt in seiner „historischen Beschreibung von Würt.“ S. 529, daß K. Friedrich III. im J. 1488 persönlich nach Blaubeuren gekommen sey, und bey dieser Gelegenheit die Stadt mit diesem Wappen begnadigt haben solle. Allein der noch vorhandene Wappenbrief[1] ist vom J. 1471 und zu Regensburg ausgestellt. Auch wurde der Stadt damit ihr Wappen nicht erst verliehen, denn sie führte dasselbe schon früher, sondern nur erneuert und bestätigt. Der Wappenbrief sagt ausdrücklich, daß der Kaiser auf Bitten des Ulrich von Westerstetten, damaligen Obervogts von Blaubeuren, geruht habe, das Wappen „von Neues“ und sondern Gnade zu verleihen.


Geschichte des Klosters.

Die Geschichte der Stadt hängt größtentheils an der Geschichte des Klosters, die wir deßwegen hier vorausschicken wollen. Auf dem vor der Stadt gelegenen Ruckenberg saßen die Dynasten von Ruck. Drey Brüder dieses Geschlechts, Hugo, Anselm und Sigiboto faßten den Entschluß, ein Kloster zu stiften. Sie wählten dazu den Ort Egelsee, Egelshö, (Egolfs-Höhe) auf dem Hohenwang, einem rauhen waldigen Bezirk auf der hohen Alp, zwischen Feldstetten, Laichingen und Westerheim[2], wo eine dem h. Egidius geweihte Kapelle und ein Schloß stand, das im J. 1309 von Conrad v. Ehingen mit dem Dorfe Westerheim an Graf Ulrich v. Helfenstein verkauft wurde. Bald aber sahen sie, daß eine so rauhe Gegend, ohne Wasser, ohne Mühle, ohne Garten für ein Kloster nicht tauge; sie beschloßen deßwegen, dasselbe (wie weit es mit dem Bau zu Egelsee gekommen, ist nirgends gesagt) in die Nähe ihrer Stammburg an den Blautopf zu versetzen. Hier stand eine dem Täufer Johannes geweihte Kapelle; Sigiboto schenkte sie im J. 1085 mit dem


  1. Er ist abgedruckt in dem Schwäb. Magazin vom J. 1779. S. 327 f.
  2. Beschreibung des Oberamts Münsingen, S. 152.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)