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erfreuen hat (der jetzige Spital-Oberpfleger Gräter hat deßwegen die goldene Verdienst-Medaille erhalten), ist es zu seinem ansehnlichen Vermögen gelangt. Das Meiste wurde in den Jahren 1439 bis 1506 durch Kauf erworben. Durch den s. g. Visitationsbrief des Herzogs Ulrich vom J. 1537 erhielt das Spital mit den beiden andern wohlthätigen Anstalten seine feste Einrichtung.

Der Armenkasten ist durch den obengenannten Visitationsbrief mittelst Vereinigung der Almosenpflege mit den geistlichen Pfründen der St. Peterspflege, der Liebfrauenpflege, mit der St. Jakobs-Bruderschaft und den Vigiligeldern gebildet worden. Er steht unter besonderer Pflege und hat die Kirche mit Uhren und Glocken, das Schulhaus, den Gottesacker und die Kirchengeräthschaften zu unterhalten, für arme Kinder das Schulgeld zu bezahlen, und theilweise den Präceptor, Meßner, Zinkenisten etc. zu besolden. Da aber sein Vermögen, das in 5341 fl. besteht, dazu weit nicht hinreicht, so muß die Spitalpflege ins Mittel treten.

Das Siechenhaus, Sondersiechenhaus, das ebenfalls seine eigene Pflege hat, ist theils ein Filial des Spitals, worin arme Stadtangehörige, welche in dem Spital nicht untergebracht werden können, aufgenommen werden, theils hat es nach seiner ursprünglichen Bestimmung solche Arme zu verpflegen, welche an eckelhaften oder ansteckenden Krankheiten leiden. Auch hat die Anstalt zu verschiedenen Besoldungen beyzutragen. Sie hat, wie der Armenkasten, ihre eigene Verwaltung; beyde Pflegen würden um so zweckmäßiger mit der Spitalpflege verbunden werden, als sie von dem Spital unterstützt werden müssen. Das Vermögen des Siechenhauses besteht in Capitalien und Grundzinsen; jene betragen dermalen 8185 fl. Das Haus steht vor dem obern Thor und ist mit einer Mauer umgeben; 1824 wurde dabey noch ein besonderes Krankenhaus erbaut.

Die besondern Stiftungen sind folgende:

1) Drey Stipendien, jedes zu 10 fl. jährlich, die das Spital kraft des Visitationsbriefs an studirende Theologen aus der Stadt zu reichen hat;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)