Seite:Oberamt Blaubeuren 072.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
c. Viehzucht.

a) Die Pferdezucht ist nicht ausgezeichnet und steht gegen die in den benachbarten Oberämtern Münsingen und Ehingen in jeder Beziehung zurück. Übrigens ist sie durch die günstige Einwirkung der öffentlichen Beschälplatten im Zunehmen; es werden jedoch auch viele Privat-Beschäler benutzt. In Beziehung auf erstere hört man häufig den Wunsch, daß sie mit Hengsten von stärkerem und gröberem Schlage besetzt seyn möchten, und daß mit den Raçen nicht so oft gewechselt werden möchte, damit endlich ein entschiedener eigenthümlicher Pferdeschlag erzielt werden könnte. Das allzufrühe Einspannen wird damit entschuldigt, daß die jungen Pferde sonst nie aus dem Stalle kämen, weil nie auf die Weide getrieben werde, und weil es auch an befriedigten Fohlenplätzen gänzlich fehle. Die bessern Pferde des Oberamts finden sich zu Nellingen, Suppingen, Berghülen, Billenhausen, Machtolsheim, Asch und Dornstatt. Im Ganzen zählt das Oberamt 2106 Pferde. Die schönern Pferde werden öfters einzeln in die Schweiz und nach Frankreich verkauft; auf dem Ulmer Frühlingsmarkt 1829 bemerkte man Franzosen, welche auch aus der disseitigen Gegend viele Pferde aufkauften.

b) Die Rindviehzucht hat sich in neueren Zeiten bedeutend gehoben; doch ist sie noch mancher Veredlung fähig und in der Zahl – im Ganzen 7616 Stück – steht sie im Verhältnis zur Bodenfläche fast gegen alle andern Oberämter zurück. Der Veredlung steht theils Vorurtheil, theils der Umstand, daß in den meisten Gegenden die Zuchtstiere von Privaten, auf der Alp meist von den Maierbauern, welche mehr ihren Vortheil als das allgemeine Beste berücksichtigen, angeschafft und unterhalten werden müssen. Der vorherrschende Schlag ist die gewöhnliche Alpraçe von hellrother Farbe, zarten Knochen, langen, hochstehenden Hörnern. Bisweilen findet man auch den Allgäuer und den Schweizer Schlag. Diese finden aber wenig Eingang. Man lobt an dem einheimischen Schlag, daß er zwar nicht sehr viel, aber anhaltend Milch gebe, leicht zu mästen sey, und zärteres

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 072. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)