Seite:Oberamt Blaubeuren 039.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ursache ist, daß der Bezirk größtentheils in der Neigung des Gebirgs gegen Südost liegt. Berghülen hat aus diesem Grunde schon um 8 Tage früher Ernte, als Suppingen, und noch günstiger ist die Lage der Gegend von Wippingen, die auch schon niedriger ist. Milder als die höhere Alp ist das Hochsträß, das größtentheils wieder nach Süden sich neigt, und deßwegen auch vor jener durch Fruchtbarkeit sich auszeichnet. Es gedeihen hier schon die zarteren Gartengewächse, Bohnen, Cucumern etc., und die Ernte ist hier meistens vorbei wenn sie auf der Alp erst beginnt. Das mildeste Klima haben die Thäler der Ach, Blau und Lauter, als die niedrigsten Bezirke und es kommen darin, den Wein ausgenommen, alle Landesgewächse fort. Dagegen leiden sie desto mehr von Nebeln und Frühlingsfrösten. Den letztern ist übrigens auch die Alp sehr ausgesetzt, und es ist nicht selten, daß sie noch in der Mitte des Juny sich einstellen. Sehr nachtheilig nicht nur auf die Obstpflanzungen, sondern auch auf die Waldungen wirken in Gegenden, welche gegen Norden und Osten ausgesetzt sind, die Winterdüfte, und es leiden darunter besonders Birken und Forchen. Im Allgemeinen gehört das Oberamt zu den fruchtbarern Bezirken der Alp, und theilweise selbst zu den fruchtbareren des Landes.

Gewitter sind auf der Ulmer Alp häufiger, als auf der Blaubeurer; ehe noch der Kirchthum zu Merklingen mit einem Wetterableiter versehen war, wurde derselbe mehrmals von dem Blitze beschädigt. Berghülen leidet im Durchschnitt alle 5 bis 6 Jahre vom Wetterschlag, in dem benachbarten Dorf Asch hingegen ist seit 40 Jahren kein Hagelschaden vorgekommen. Auch das Hochsträß leidet wenig von Gewitterschaden; an dem Ende der südlichen Alp, nicht fern von Blaubeuren, ist eine Wetterscheide, wodurch die Gewitter entweder gegen die Donau schnell über das Hochsträß weg, oder gegen die Blau und die jenseits derselben gelegene Ulmer Alp gewiesen werden. In den Thälern ist der Ausbruch von Gewittern selten, aber fürchterlich.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 039. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)