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5. Gewässer.
a. Quellen.

Obgleich drei der größten Quellen in dem Oberamtsbezirke sich befinden, so ist derselbe im Ganzen doch, so weit er wenigstens der hohen Alp angehört, sehr wasserarm. Fast überall müssen sich die Dorfbewohner mit Cisternen und Hühlen behelfen; nur die Thalbewohner und die Bewohner des Hochsträßes sind mit Quellwasser versehen[1]. Diese Wasserarmuth steht offenbar in genauer Verbindung mit dem Reichthum der drey erwähnten Quellen; mittelst der Erdtrichter und der unterirdischen Gänge fließt ihnen alles Wasser von der Oberfläche zu, und bricht dann in denselben auf einmal mit Macht hervor. Die drey Quellen, wovon jede wieder eine besondere Nebenquelle hat, sind

1) der Blautopf, bey Blaubeuren, worin das Blauflüßchen seinen Ursprung hat. Er liegt hinter den Klostersmauern, am Fuße der steilen felsigen Alpwand, die sich hier halbkreisförmig erhebt. Seinen Namen hat er von der trichter- oder topfartigen Form des Beckens und der Farbe des Wassers[2]. Er bildet einen großen runden Kessel, dessen


  1. Der Mangel an Wasser ist wohl eines der größten Übel der Alp. Um so mehr muß man sich wundern, daß in neuern Zeiten, wo man in der Bohrarbeit so weit gekommen ist, und wo man so viel von artesischen Brunnen liest, noch nirgends ein Bohrversuch gemacht worden ist. Die meisten Orte haben doch eine solche Lage, daß ein Versuch der Art nicht ohne Hoffnung des Gelingens unternommen würde. Daß die Alp viele, sehr viele Wasserbehälter in sich schließt, ist eine ausgemachte Sache, und daß manche derselben gar nicht tief liegen, beweisen die Erdtrichter, woraus man öfters das Rauschen des Wassers vernimmt, und in welchen man das einfließende Regenwasser auf die unterirdische Wassermasse auffallen hört. Welche Wohlthat wäre es, wenn auch nur einer oder der andere Versuch gelänge, und welches Verdienst könnte sich ein Ortsvorsteher durch ein solches Werk erwerben, wobey ihn die Regierung gewiß unterstützen würde, und wovon die Hauptarbeit durch die Ortsbewohner selbst verrichtet werden könnte.
  2. Andere nehmen das Wort Topf in der Bedeutung von [29] Kreisel und erklären es damit, daß das Wasser, wenn es unruhig wird, besonders bei starkem Anschwellen, wo es sich in der Mitte pyramidenartig erhebt, eine greisende Bewegung macht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_028.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)