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der Ruckischen Güter gekommen ist, die ihm übrigens früher schon nicht fremd gewesen zu seyn scheinen.

Während des Helfensteinischen Besitzes ging mit dem Gute die wichtige Veränderung vor, welche in späterer Zeit dem Hause Würtemberg so vielen Verdruß gemacht hat, daß dasselbe Östreichisches (Tyroler) Lehen wurde. Wie und wann dieß geschehen, war den würtembergischen Geschichtschreibern bisher unbekannt geblieben. Sattler, und nach ihm Andere, setzen die Verwandlung irrigerweise in das Jahr 1367, sie geschah aber, wie nicht nur das östreichische Lehensurbar (s. von Raiser Elchingen, S. 141), sondern auch die in neuerer Zeit in das K. Staatsarchiv gebrachten Original-Urkunden beweisen, im Jahr 1303. In diesem Jahre verkaufte ein Graf Ulrich v. Helfenstein die Vesten Gerhausen, Ruck und Blauenstein, mit der Stadt Blaubeuren und der Klostervogtei, die Dienstleute, Edelleute, Mannen und andere Leute, die zu denselben Vesten und Gütern gehörten, mit Kirchensätzen, Gerichten, Vogteien, Dörfern, Weilern etc. an Herzog Rudolph von Östreich und seine Brüder (Söhne Kaiser Alberts) um 500 Mark Silbers, erhielt aber dieselben wieder als Lehen zurück. Es blieb jedoch nicht bei diesem Wechsel: nachdem sich das Helfensteinische Haus durch Theilungen und üble Wirthschaft immer mehr geschwächt hatte, verpfändete und verkaufte es seine schönsten Besitzungen, und es wußte sich insbesondere die Reichsstadt Ulm die Verlegenheiten des Hauses gut zu Nutzen zu machen. Um den billigen Zins von 12 Proc. hatte die Stadt den Grafen ein Capital nach dem andern vorgestreckt, und da dieselben die Zinse nicht bezahlen konnten, so wurden sie von Zeit zu Zeit zum Capital geschlagen. Die Stadt ließ sich jedoch billig finden, nahm den Schuldnern zuerst, im J. 1396, für 60.000 ungarische Dukaten die Herrschaft Helfenstein, nämlich die Veste Helfenstein mit der Stadt Geislingen und 27 Dörfern und Weilern, darunter auch Scharenstetten, nebst dem halben Zoll und Geleit in sämmtlichen Besitzungen, worauf die Stadt immer ihr vorzügliches Augenmerk hatte, ab

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 009. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)