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den die Frauen sich zum Visitator und Pater abbas erbeten hatten, gab ihnen bei seiner ersten Visitation 1237 (dieß ist die erste Jahreszahl, welche die Klosterchronik nennt) eine gewisse Mechtildis zur Äbtissin. Unter ihr erhielten die Frauen eine Bulle von Gregor IX. vom Jahr 1238, in welcher er das Kloster Gutenzell (Cella Dei) in seinen besondern Schutz nahm, und für dasselbe die Ordnung des heil. Benedikt festsetzte. 1283 erhielt die Äbtissin Gutta von Kaiser Rudolph von Habsburg das Privilegium, daß der Abtei bis 100 Mark Silbers werth von Reichslehens- und Eigenthumsstücken vermacht und geschenkt werden möge. In dieser Urkunde (zu Ulm VII. Id. Januar ausgestellt) heißt das Kloster Godenzelle, woraus dann Gutenzell, Bona cella, wurde. Von dieser Zeit an meldet die Chronik nichts bis zum Jahr 1369; in diesem Jahr am Palmtag schlug der Blitz ein, und legte das ganze Kloster in Asche, beinahe alle Urkunden verbrannten mit. Zwanzig Jahre nachher erstanden die Klostergebäude wieder, hauptsächlich mit Hülfe der reichen Spenden der Herren v. Aichheim, welche auf ihrem Schloß zu Illeraichheim hausten, und so eigentlich die zweiten Gründer des Klosters wurden. Nachdem auch die Kirche 1390 wieder aufgebaut war, wurde dieselbe mit pfarrlichen Rechten versehen, und ein Caplan dabei angestellt. Im Jahr 1471 machte einer der Caplane eine Stiftung von 900 fl. mit der Bedingung, daß dafür außerhalb des Gotteshauses ein Haus für einen ewigen Laienpriester und Caplan gebaut werde, der auch die Laien außerhalb des Klosters pastoriren solle. Im Jahr 1621 war das Kloster durch den Krieg so heruntergekommen, daß mit der Äbtissin nur noch 10 Klosterfrauen vorhanden waren. Im Jahr 1647 kamen die Schweden von Ulm aus nach Gutenzell, plünderten und legten das Kloster und die Kirche in Asche, nachdem das Kloster schon vorher durch den Krieg sehr heruntergekommen war. Die Äbtissin Barbara Thum v. Neuburg wußte es

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)