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stiftete er dazu auch drei Canonikat-Pfründen – darunter die Kirche Kirchbierlingen – die er von seiner Großmutter Bertha von Kelmünz ererbt hatte. (s. O. A. Ehingen S. 142 und 175.) Diese Bertha ist 1128 als Gattin des Grafen Rudolphs beurkundet. Schon der Name Rudolph weist auf das Geschlecht der Pfalzgrafen von Tübingen hin, in dem er gar häufig war; ein Pfalzgraf Rudolph von Tübingen erscheint auch 1188 als Besitzer von Kelmünz. Ob aber Bertha eine geborne Gräfin v. Kelmünz war, die ihrem Gemahl die Besitzung zubrachte, oder ob das pfalzgräfliche Haus Tübingen schon vorher im Besitze von Kelmünz war, und Rudolph, der Gemahl der Bertha, von Kelmünz als von seinem Sitze, sich auch Graf von Kelmünz nannte, wie Andere seiner Stammgenossen sich Grafen von Böblingen, Herrenberg, Asperg, genannt haben, bleibt zweifelhaft.[1] Nach v. Raiser wäre die Grafschaft Kelmünz als pfalzgräfliches Amts- und Reichs-Lehen an die Pfalzgrafen von Tübingen gekommen. Dem sey aber wie ihm wolle, so ist jedenfalls außer Zweifel, daß diese schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts im Besitze von Kelmünz waren; denn als in der Fehde, welche der Herzog Welf mit dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen, dem Stifter von Marchthal hatte, nach der unglücklichen Schlacht bei Tübingen der Welfe noch einmal von Ober-Schwaben her gegen den Pfalzgrafen auszog, zerstörte er auch die dem Pfalzgrafen gehörige Burg Kelmünz.[2] Die Pfalzgrafen blieben im Besitze von Kelmünz bis zu dem Tode des Pfalzgrafen Gottfried oder Götz von Tübingen, der Böblinger genannt. Dieser Götz, gestorben nach Gabelkofer den 30. Januar 1316, hatte eine Tochter Namens Agnes, welche an Ulrich von Rechberg d. ä. verheirathet war, und von dem väterlichen Erbe Kelmünz und Sindelfingen erhielt. Dadurch kamen nun die von


  1. Nach Sulgers Zwiefalter Annalen I. 145 war Bertha aus dem Geschlechte der Allem. Herzoge. Vergl. damit Beschreibung des Oberamts Ehingen bei Kirchbierlingen. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß der Gemahl Rudolph derselbe Rudolph war, den die ochsenhausischen Chroniken einen curischen Grafen nennen, und der als Mitstifter und erster Advokat des Klosters erscheint.
  2. Nach den meisten Schriftstellern im Jahre 1166. Aber am 9. März 1166 wurde der Pfalzgraf Hugo schon auf der Reichsversammlung zu Ulm von K. Friedrich I. in welfische Gefangenschaft übergeben, und bis dahin hatten nach der Zerstörung von Kelmünz die Feindseligkeiten und Verheerungen noch längere Zeit gedauert, und war namentlich Welf auf seinem Rückzuge von dem Herzog Friedrich, der dem Pfalzgrafen zu Hülfe gekommen war, bei Gaisbeuren geschlagen worden. Die Zerstörung von Kelmünz muß also schon 1165, wenn nicht schon 1164 vorgefallen seyn. Vergl. Sattlers Topog. Beschr. v. Würtemb. S. 326.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_173.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)