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ganz mit Unter-Dettingen theilt. Bei dem Weiler führt eine Brücke über die Iller. Auf dem jenseitigen Ufer, 1/8 Stunde entfernt, liegt auf einer vorspringenden Höhe der baierische Markt Kelmünz, wovon der diesseitige Weiler früher ein Anhang war. Dort stand einst der berühmte Römerort Coelius mons, woher auch der Name Kelmünz rührt.[1] Kelmünz mit seiner Umgebung bildete eine besondere Herrschaft, welche dem Ritter-Canton Donau einverleibt war. Zu der Herrschaft gehörten jenseits der Iller – jetzt im Königreich Baiern – der Markt Kelmünz, das Dorf Filzingen und 2/3 von dem Pfarrrdorf Unterroth, diesseits der Iller – im Königreich Würtemberg – der Weiler Kelmünz, Unter- und Ober-Dettingen und überhaupt der ganze Gemeindebezirk Unter-Dettingen. Die Herrschaft war Eigenthum des Fürsten von Schwarzenberg, dem auch die angrenzende Herrschaft Illeraichen auf dem rechten Illerufer gehörte. 1806 kam die Herrschaft unter Baierische, durch den Pariser Staatsvertrag aber mit der Krone Baiern vom 18. Mai 1810 unter würtembergische Hoheit, soweit nämlich dieselbe auf dem linken Illerufer lag. Im Jahre 1833 verkaufte der Besitzer, der Fürst Johann Joseph von Schwarzenberg, die Herrschaft Kelmünz mit der Herrschaft Illeraichen, und mit ersterer auch den als „Rittergut Dettingen“ in Würtemberg gelegenen Theil an den königlich baierischen Staatsminister, Grafen v. Montgelas, dieser ließ aber den israelitischen Hofbanquier v. Hirsch in München in den Kauf einstehen, worauf dann die Krone Baiern am 24. März 1834 die Dominical-Gefälle und andere Rechte einlöste, so daß jetzt Baiern im Besitze der Grundherrschaft, der Banquier v. Hirsch aber im Besitze des Grundeigenthums und des Jagdrechts ist, das zu den Herrschaften gehörte. Was die ältere Geschichte der Herrschaft Kelmünz betrifft, so verweisen wir darüber auf die vortrefflichen Abhandlungen des königl. baierischen Regierungs-Direktors Ritters v. Raiser (Wappenkunde der B. Städte und Märkte, Augsburg 1834, und die dort angeführten weitern Schriften des Verf.), und berühren dieselbe hier nur soweit, als sie auch in die würtembergische Geschichte und Topographie eingreift.

Die auf den römischen Ruinen zu Kelmünz erbaute deutsche Burg war einst der Mittelpunkt einer großen Grafschaft, in deren Besitz man schon sehr frühe die Pfalzgrafen von Tübingen findet. Als der Pfalzgraf Hugo 1171 das Kloster Marchthal wieder herstellte,


  1. Die Verwandlung von Mons in Münz, haben wir auch bei Münzdorf, O. A. Münsingen u. a. O. schon gesehen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_172.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)