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als seinem Schutzherrn, Ulmische Besatzung; der Klostervogt Johannes von Thierberg wurde entfernt und ein evangelisch Gesinnter an seine Stelle gesetzt, ein evangelischer Prediger wurde von Ulm berufen, um die neue Lehre in der Kirche zu Ochsenhausen zu verkünden. Nur einem Prälaten, wie Gerwick Blarer – Bruder des berühmten Reformators Ambrosius Blarer – der zu seiner Prälatur Weingarten 1547 auch noch die von Ochsenhausen übernahm, war es möglich, dem einbrechenden Strom Einhalt zu thun und das Kloster und sein Gebiet in seinem Wesen zu erhalten.

Schwer drückte auch der 30jährige Krieg auf das Kloster: Theurung, Hungersnoth, Pest, Plünderung und alle Plagen dieses verheerenden Kriegs trafen auch Ochsenhausen. Aber unbegreiflich schnell erholte sich das Kloster auch von dieser unglücksschweren Zeit wieder.

Die Vogtei betreffend, so stand das Kloster sowohl mittelbar als Priorat, als auch später als selbstständige Abtei unter dem Schutz und Schirm von Kaiser und Reich, und genoß, wie schon oben gezeigt worden, die Freiheit, besondere Vögte selber zu wählen. Man findet daher auch in früherer Zeit zwar mehrere Klostervögte, Kasten- und Gerichts-Vögte, aber keine Schutz- und Schirms-Vögte, etwa den Mitstifter des Klosters, Rudolph v. Bregenz ausgenommen, der als erster Vogt des Klosters erscheint. Längere Zeit waren die v. Schellenberg im Besitze der Klosters-Vogtei; sie hatten solche als Lehen von dem Kloster Ochsenhausen und dem Abt zu St. Blasien inne, bis das Kloster sie im Jahre 1367 um die bedeutende Summe von 4250 Pfund Heller wieder an sich brachte. Neben ihnen gab es auch noch einzelne Localvögte. In der Folgezeit ließ das Kloster die Vogtei durch eigene Beamte verwalten, wozu es gemeiniglich einen von dem Adel aufstellte. Zu seiner Sicherheit hatte sich das Kloster, wie es scheint im 15. Jahrhundert erst, in den Schutz und Schirm der Reichsstadt Ulm begeben, mußte aber, als die österreichische Regierung zu Innsbruck den Versuch machte, auch Ochsenhausen unter die Botmäßigkeit der Landvogtei Schwaben

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_150.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)