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Die Äbte waren meist gute Haushälter; in der ganzen Geschichte des Klosters findet man nur ein bemerkenswerthes Beispiel von Veräußerung, den im Jahre 1570 aus Noth vorgenommenen Verkauf der Herrschaft Wain. Dagegen hatten Künste und Wissenschaften dem Kloster nicht sonderlich viel zu verdanken. Doch fehlte es nicht an einer schönen Bibliothek, auch hatte das Kloster bis zu seiner Auflösung ein von dem Abt Johannes Lang 1613 gegründetes Gymnasium. Die Unterthanen mögen nicht sehr mild behandelt worden seyn. Darum suchte sich die Unzufriedenheit hier auch lange vor dem allgemeinen Bauernaufruhr Luft zu machen. Nachdem das Feuer mehrere Jahre lang unter der Asche geglimmt hatte, brach es endlich 1501 in hellen Flammen aus: 38 Ortschaften erhoben sich und verlangten mit gewaffneter Hand Abstellung ihrer Beschwerden. Der Prälat suchte Hülfe bei dem Schwäbischen Bund und fand sie auch, aber er fand sie nur so weit, als recht und billig schien. Unter Vermittlung des Bundeshauptmanns Georg v. Freyberg-Steußlingen, der Städte Ulm und Memmingen und des Fürstabts Johannes von Kempten wurde 1502 ein Vergleich abgeschlossen, der Unterthanen-Vertrag genannt, wodurch die Lehensverhältnisse näher bestimmt und ausgemacht wurde, daß die Lehen künftige Erblehen seyn und heißen sollen und verkauft und vertauscht werden können, daß alle fahrende Habe die eigenen Leute ohne Heimfall erben sollen. Durch diesen Vertrag erreichten die Ochsenhauser Bauern, um was ihre Genossen 25 Jahre nachher vergeblich kämpften; auch Beholzungs-Rechte wurden den Unterthanen durch den Vertrag eingeräumt, und es wurde dadurch der Grund zu dem eigenen Waldbesitze gelegt, der ihnen für jene Rechte 1786 und 1788 durch die sogenannten Holz-Abtheilungs-Verträge überlassen worden, s. S. 36 und 115. Manche Anfechtungen erlitt das Kloster durch die Reformation. Zwar schreibt ein frommer Annalist: „Gott sey ewiger unendlicher Dank, daß in territorio Ochsenhusano nichts dergleichen ketzerisches lutherisches Gift ist angesäet worden;“ gleichwohl erhielt das Kloster 1546 von der Stadt Ulm,

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_149.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)