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Conventualen wohnten, ist zu Privatwohnungen eingerichtet und vermiethet; in dem sogenannten Gasthaus ist die Wohnung des Oberförsters und Cameralverwalters. Die Wohnung des Prälaten ist nun das Pfarrhaus. Die Gebäude sind alle sehr gut und solid gebaut. Sehenswerth ist hauptsächlich die Klosterkirche, ein schönes, reich ausgestattetes und mit 15 Altären versehenes Gebäude. Sie wurde 1489 bis 1495 von dem Abt Simon Langenberger erbaut. In derselben befand sich ein ausgezeichneter Hochaltar von dem berühmten Meister Georg Sürlin in Ulm, der aber unter dem Abt Alphons 1664 gegen ein sehr mittelmäßiges Werk vertauscht wurde. Das vormalige Convent-Gebäude wurde von dem Abt Johannes Lang 1615 bis 1618 neu gebaut. Den schönen Bibliotheksaal und den Convent-Saal baute der letzte Abt Romuald Weldin 1783 bis 1789. Auf dem Gottesacker steht noch eine Capelle Sct. Veit. Sämmtliche Klostergebäude werden von dem Staat im Bau erhalten.

Auch das Dorf hat viele gute und meist von Stein aufgeführte Gebäude, unter den öffentlichen befindet sich ein Rathhaus, ein Kornhaus, ein Schulhaus etc. Pfarrkirche ist die ehemalige Klosterkirche und war es auch schon zu Klosterszeiten. Damals wurde auch die Pfarrei von einem Conventual mit zwei Gehülfen versehen. Nach der Säcularisation des Klosters wurde ein Pfarrer mit zwei Caplänen aufgestellt. Später wurden beide Caplaneien aufgehoben und in zwei ständige Vicariate verwandelt. Neben einer Elementar-Schule befindet sich in dem Orte auch eine Industrie-Schule mit einer Lehrerin.

Wie in allen Orten, in denen früher bedeutende Klöster bestanden, so gibt es auch hier viele Arme. Die Hauptnahrung ist die Landwirthschaft; aber das Clima ist rauh, und der Boden, der viel Sand- und Kiesgrund hat, von mittelmäßiger Ergiebigkeit. Übrigens hat Ochsenhausen auch viele Gewerbe, darunter 10 Leineweber, 10 Zimmerleute, 2 Dreher, 5 Schreiner, 2 Hutmacher, 1 Buchbinder, 1 Uhrmacher, Silberarbeiter, Wachszieher, Zuckerbäcker, sodann 1 Apotheke,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_144.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)