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In die Kirche sind außer Hürbel noch eingepfarrt: Allmetshofen, Mittelweiler und Zillishausen. Außerhalb des Orts steht auch noch eine Kapelle zur Privat-Andacht. Der Nahrungsstand der Einwohner ist gut. Auffallend ist das starke Verhältniß der unehelichen Kinder zu den ehelichen, vielleicht das stärkste im ganzen Königreiche, s. o. S. 24. In dem Orte befinden sich eine Schildwirthschaft und eine gutsherrliche Brauerei, die oben erwähnten Mahl- und Sägemühle nebst einer Ölmühle stehen 1/4 Stunde vom Ort an der Rottum, und bilden eine abgesonderte Parzelle; die Gemeinde-Körperschaft besitzt 1710 M. Waldungen, woran aber nur die Real-Gemeinde-Berechtigten Theil haben. Bei dem Schulfonds befindet sich eine grundherrliche Stiftung von 1389 fl.

Die jetzige Pfarrei ist ganz neu. Indeß hatte Hürbel schon in ältern Zeiten eine eigene Pfarrei, denn schon 1396 überließen die von Freyberg dem Kloster Ochsenhausen die Kirche in Hürbel, das Patronatrecht, die Zehenten, das Widdumgut und ein anderes Gut unter der Bedingung, daß das Kloster die Pfarrei in Hürbel durch einen eigenen Conventualen besorgen lasse. Bald aber war das dem Kloster zu lästig; 1407 erklärte Abt Nicolaus, die Einkünfte seyen zu gering, und ließ Hürbel der Pfarrei Reinstetten wieder als Filial einverleiben. Vergeblich beschwerten sich die Gutsherren über diese Maßregel, kaum konnten sie nach Jahrhunderte langen Streitigkeiten 1613 ein bischöfliches Decret auswirken, daß an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst in Hürbel gehalten werden solle, wenn aber der Pfarrer von Reinstetten ein Hinderniß entgegen habe, so sollen die von Hürbel nach Reinstetten gehen. Und so blieb es denn auch bis auf die neuesten Zeiten, und in Hürbel befand sich nur eine Schloßcaplanei, welche 1711 von Roman v. Freyberg gestiftet worden. Im Jahre 1810 wurde von dem katholischen Kirchenrath die Errichtung einer eigenen Pfarrstelle ausgesprochen, wegen der vielfachen Schwierigkeiten zwischen den Betheiligten kam dieselbe jedoch erst 1826 zu Stande. Das Pfarreinkommen wurde theils aus dem Einkommen des

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_125.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)