Seite:Oberamt Biberach 093.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

herausgenommen, und Vieles zerstört und zertrümmert. Diese Änderung erstreckte sich auch auf das Land, und es wurden zu Winterreutie, Stafflangen, Röhrwangen durch Geistliche aus der Stadt, zu Muttensweiler, Baltringen, Attenweiler, Burgrieden durch eigene dort wohnende Geistliche evangelische Predigten gehalten.

In der Folge 1536 unterschrieb der Ulm’sche Geistliche Martin Frecht die Concordien-Formel nicht nur im Namen der Stadt Ulm, sondern auch der Stadt Biberach, und so wurde dann die Lehre Luthers hier einheimisch. Die Patricier hielten jedoch fast alle an der alten Lehre fest, und ihrem und der zahlreichen Geistlichkeit Einfluß und Beispiel folgte auch ein Theil der übrigen Einwohnerschaft. Der für die Protestanten unglückliche Ausgang des Schmalkaldischen Kriegs hatte für Biberach den gleichen Nachtheil, wie für Ulm und andere Städte: die Stadt mußte 1547 dem K. Karl V. die Aussöhnung mit 30.000 fl. und seinem Bruder dem König Ferdinand I. mit 15.000 fl. bezahlen. Überdieß mußte die Stadt sich eine spanische Besatzung, die sie ein Viertel Jahr lang behielt, gefallen, und 1548 in Folge des Interim die Ausübung des katholischen Gottesdienstes geschehen lassen. Die Leiden der Stadt wurden vermehrt durch die innern Kämpfe zwischen Katholiken und Evangelischen. Ebendeßwegen wurde auch der unglückliche 30jährige Krieg für Biberach noch unglücklicher. Im Jahre 1628 besetzten die Östreicher die Stadt, und das Erste war, daß die Evangelischen aus der Pfarrkirche verdrängt, und ihnen nur die kleine Nicolai-Kapelle gelassen wurde. Es kamen Abgeordnete vom Kaiser, welche befahlen, daß man auf keinem Hospital-Gute einen evangelischen Bauern lassen solle; die sich nicht fügen wollten, wurden eingekerkert oder um Geld gestraft. Den 20. April 1632 wurde die Stadt von den Schweden und Würtembergern besetzt. Sogleich wurden die Evangelischen in den Besitz des Hospitals und der Pfarrkirche eingesetzt, und ein bloß aus evangelischen Mitgliedern bestehender Rath von der Bürgerschaft gewählt. – Allein schon den 27. September 1633

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 093. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_093.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)