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Gottesacker-Kirchen. Die Stadtkirche ist aber die einzige Pfarrkirche. Die Stadt theilt sich in 2 Pfarrgemeinden – eine evangelische und eine katholische. Die Stadtpfarrkirche ist beiden Theilen gemeinschaftlich und ihr Gebrauch durch bestimmte Verträge geregelt. Im Hospital hat jede der beiden Confessionen eine besondere Kirche; in der evangelischen werden 2 Wochen-Gottesdienste gehalten, auch Trauungen darin vorgenommen, in der katholischen werden Frühmessen gelesen. Die Kirche auf dem evangelischen Gottesacker gehört ausschließlich der evangelischen Gemeinde, und wird von dieser bei Leichenbegängnissen gebraucht; in der Kirche auf dem katholischen Gottesacker zu Sct. Maria Magdalena wird jeden Sonntag und Feiertag ordentlicher evangelischer Morgen–Gottesdienst gehalten: im Übrigen steht der Gebrauch dieser Kirche der katholischen Gemeinde zu, von welcher sie zu bestimmten Jahres-Gottesdiensten und Messen verwendet wird.

Die an diesen Kirchen angestellten Geistlichen sind: a. drei evangelische Stadtpfarrer, wovon der erste Frühprediger, der zweite Abendprediger und der dritte Pfarrer an Sct. Maria Magdalena und Spitalprediger ist; b. ein katholischer Stadtpfarrer mit 2 Vikarien und 4 Caplanen. Die 4 Caplaneien sind:

1) zu Sct. Christoph, gestiftet von J. Georg Settelin 1718, mit 6000 fl.;

2) zu Sct. Johannes d. T., gestiftet 1469 von Eberhard von Brandenburg;

3) zu Sct. Michael, gestiftet von den v. Pflummern und 1604 errichtet;

4) zum heil. Geist, Spital-Caplanei, gestiftet 1421 von Bürgermeister und Rath der Stadt.[1]

Das Patronatrecht der Stadtpfarreien und der Spital-Caplanei ist königlich (vormals städtisch), das der 3 andern Caplaneien, die eigentlich Privat-Caplaneien sind, ist bei den Familien-Senioraten der Stifter. In die evangelische Parochie


  1. Vermuthlich die Caplanei bei dem innern Spital. Eine Caplanei bei dem äußern Spital bestand schon 100 Jahre vorher, denn 1321 verträgt sich der Pfarrer von Warthausen mit dem Spital wegen des Präsentationsrechts.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_077.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)