Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Lauf der Zeilen war das Schloß sehr schadhaft geworden; es wurde deßwegen im Jahr 1627 von Grund auf neu erbaut mit einem Kosten von 8034 fl., 140′ lang, 129′ breit, mit im ersten Gaden 4′ dicken Mauern, dann 3′ dick. Doch während des 30jährigen Kriegs noch wurde die Burg wieder zerstört und schon seit 1649 zu andern Bauwesen Steine davon genommen. Es haben sich deßwegen nur wenige Mauerreste erhalten; das besonders versteinte „Schloßbaufeld“ dahinter ist jetzt Wald.

Doch war nicht die ganze Markung Unter-Kochen von jeher eine Zubehör dieser Burg; selbst die Ahelfingen hatten sich manches vorbehalten, wie denn Ulrich v. Ywach 1335 Wald und Äcker um 26 Pfund an Ellwangen verkaufte. In Unter-Kochen selbst blühte die Familie genannt Malse (ein Widderkopf mit großen gekrümmten Hörnern im Siegel) 1335–1465. Von ihnen und von Walther v. Hürnheim, von letzterem im Jahr 1457, erkaufte Ellwangen einzelne Güter. Jedenfalls seit Mitte des 16. Jahrhunderts war die Propstei im Besitz des ganzen Bezirkes mit aller Obrigkeit. Das Hochgericht stand auf der Gränze zwischen Bernloher und Simmisweiler Markung, ging jedoch später ab, weil nur noch in Ellwangen selbst peinlich gerichtet wurde.

Nach der Zerstörung Kochenburgs wurde in Unter-Kochen ein Amthaus gebaut, – ein neues, jetzt die Kameralverwaltung, im vorigen Jahrhundert. Von industriellen Etablissements sind zu nennen: 1) die Kunstmühle am schwarzen Kocher, bis 1777 Mahlmühle, 1797 Schleif- und Balliermühle, 1810 Drahtzug, 1831 mechanische Werkstätte, nachher Wollenspinnerei, seit 1840 Kunstmühle, mit neuem, größerem Kanal u. s. w.; 2) Am weißen Kocher liegt seit 1839 die 1852 abgebrannte Schöpfpapiermühle und 3) seit 1845 eine gegenwärtig nicht betriebene Stärkefabrik. Am äußersten Ende des Dorfes, den weißen Kocher aufwärts, stehen die stattlichen Gebäude der 4) Papierfabrik; ursprünglich herrschaftlich, wurde sie (vor 1613) verpachtet und vom letzten Beständer Bullinger erkauft 1741 als Erblehen. Durch gutes Papier wurde diese Mühle ziemlich renomirt. 1837–38 wurde eine Maschine zu endlosem Papier eingerichtet. Gegenwärtig betreibt eine Gesellschaft die Fabrik. In einer Schlucht des Langerts, an einem Quellbächlein, steht 5) eine Stiftfabrik, ursprünglich Sägmühle, verbunden mit einem Drahtzug.

b) Birkhof, 1/4 Stunde nördlich von Unter-Kochen. Der „Birkach-Hof“ war einst in den Händen von Aalener Geschlechtern (Klebsattel 1401); eine Hälfte und später auch die zweite erwarb die Pfarrkirchenpflege zu Unter-Kochen.

Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)