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1796, wo am 22. August General Desaix von Heubach her die Kaiserlichen bei Aalen zurückdrängte auf das Hertsfeld und nun die Stadt zum Theil sammt der Umgegend von den Franzosen ausgeplündert (der Schaden in der Stadt auf 28.930 fl. angeschlagen, bei den Unterthanen auf 8645 fl.), auch durch Schändung von Frauen, Mißhandlung von Männern u. dgl. viel Abscheuliches verübt wurde. In der Stadt herrschte ein solcher Schrecken, daß man drei Wochen lang keine Glocke zu läuten, keinen öffentlichen Gottesdienst zu halten wagte, bis der Kommandant der französischen Besatzung selbst aufforderte, die gewohnte Lebensweise wieder herzustellen. Am 6. und 7. August war Moreau selbst in Aalen. Am 16. September zogen die Franzosen wieder ab.

Noch einmal vom Kriege berührt wurde Aalen im Jahre 1800, wo am 23. Juni eine im Quartier liegende Abtheilung Österreicher Abends 9 Uhr durch ein Detachement der französischen Brigade Sabathier überfallen und bis Essingen verfolgt wurde. Nachts 2 Uhr zogen sich die Franzosen wiederum den Kocher hinauf zurück, nachdem sie von der Stadtkasse und Privaten Geld erpreßt, auch mehrfache Mißhandlungen verübt hatten.

In großen Massen kamen 1805 die Franzosen durch die Stadt; nachdem am 17. September 4000 retirirende Baiern durchgezogen waren, erschien am 6. Oktober Napoleon selbst mit seinem ganzen Generalstab und einem Theil seiner Garden. Er hielt sich im Gasthof zur Krone (Post) einige Stunden auf und durchstieß da, als er rasch durch’s Fenster sehen wollte, mit dem Kopf eine Scheibe, an deren Stelle jetzt eine farbige mit Namenszug an ihn erinnert. Über 50.000 Franzosen kamen vom 5. bis 8. Oktober durch Aalen, am 15. und 16. Oktober langte da Erzherzog Ferdinand auf seinem fluchtähnlichen Rückzug von Ulm an und gönnte einem Theile seines Korps zwei Tage Rast. Beim Abzug blieben auf der Hard etliche 40 Vorrathswägen stehen, die ein paar Tage herrenloses Gut schienen und ziemlich ausgebeutet wurden von hoch und nieder; bald nachher vom 9. bis 20. November passirten 15.000 kriegsgefangene Österreicher die Stadt. Im Jahr 1806, vom 1. Februar bis 5. März kam eine württembergische Besatzung, indem Württemberg und Baiern Miene machten, den Besitz der benachbarten Deutschordens-Kommende Kapfenburg selbst mit Waffengewalt sich streitig zu machen.

Inzwischen war nämlich die große Veränderung mit Aalen gleich andern Reichsstädten und mehreren Klöstern vorgegangen, daß es in Folge des Friedens von Luneville die Bestimmung erhielt, zur Entschädigung für die auf dem linken Rheinufer an Frankreich abgetretenen

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)