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Vertrag abgeschlossen, welcher etliche Mißbräuche abschaffte und „eine Polizeiordnung der Stadt Aalen“ sanktionirte, welche für die ganze Stadtverwaltung Norm geben und alle Willkür beseitigen sollte. Die Rathsbestellung wurde jetzt auf Mittwoch vor Invocavit gesetzt, der Schwörtag auf den Mittwoch nach Invocavit.

Inzwischen war in Aalen eine wichtige Veränderung vor sich gegangen; die Stadt hatte 1575 den evangelischen Glauben angenommen. Spuren reformatorischer Regungen finden sich schon frühe und der katholische Kult kam sehr in Zerfall; doch erklärte noch 1548/49 der Rath unerschütterlich beim alten katholischen Glauben bleiben zu wollen. Bald aber zeigen sich wieder Anhänger des Evangeliums, der Schulmeister fing an den Katechismus auszulegen und deutsche Lieder ertönten in der Kirche. Vergeblich suchte jetzt der so eifrig katholische Kardinal und Bischof Otto von Augsburg, zugleich als Propst von Ellwangen – Patron der Pfarrkirche in Aalen, für bessern katholischen Religionsunterricht zu sorgen und den evangelischen Geist zu ersticken. Der Bürgermeister A. Bader und Stadschreiber Preu stellten sich an die Spitze der evangelisch Gesinnten und erbaten sich den gerne gewährten Beistand des Herzogs Ludwig von Württemberg. Dieser schickte Jakob Andreä, der an Peter und Paul 1575 zu predigen anfing und in vier Wochen angestrengter Thätigkeit das neue Kirchenwesen ordnete, alsdann vor seinem Abgang einen evangelischen Stadtpfarrer einsetzte. Die Unterthanen der Stadt auf dem Land nahmen 1576 ebenfalls den evangelischen Glauben Augsburgischer Konfession an. Über die Besoldungen für den Stadtpfarrer und Helfer wurde 1576 unter württemb. Vermittlung ein Vertrag mit Ellwangen abgeschlossen, der in der Hauptsache bis 1803 in Geltung blieb.

Mit dem großen Aufschwung, welchen die katholische Sache am Ende des 16. Jahrhunderts nahm, versuchte auch Ellwangen wieder in Aalen Erlaubniß zur Einrichtung eines katholischen Simultangottesdienstes oder die Aufstellung eines Kaplans zu St. Johannes zu erreichen, besonders 1606. Vorerst ohne Erfolg; nach den kaiserlichen Siegen aber im 30jährigen Kriege kam 1628 (in welchem Jahre man die Kriegsunkosten seit 1625 auf 26.566 fl. berechnete) eine kaiserliche Kommission nach Aalen, welche zuerst im März die Kirche wieder einem katholischen Pfarrer einräumte und unter Androhung von Kommissären mit Schwert und Spieß die Bürgerschaft aufforderte, zum alten Glauben zurückzukehren. Ein Theil fiel ab, der evangelische Rest hielt in der Spitalscheuer Gottesdienst, die im August erscheinende zweite kaiserliche Kommission aber vertrieb den evangelischen Stadtpfarrer und ließ nur zwischen Messe und Auswanderung die

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)