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Um diesen zu umgehen, wurde von Ellwangen, nachdem die Propstei 1614 die Hüttenwerke zu Ober- und Unterkochen erkauft hatte, sammt den Bergwerken am Bohlrain und rothen Stich, ein direkter Weg dahin hergestellt, Öttingen hinderte aber mit Gewalt die Benützung (1619). Inzwischen war die Grube in der Hirschklinge bei Wasseralfingen eröffnet worden und da sie bald als die ausgiebigste sich bewährte und rückwärts von der Öttinger Zollstätte lag, so wurde 1668/71 auch der Hochofen von Unterkochen weg in ihre Nähe verlegt an seinen jetzigen Platz. Einen neuen Erzstock in der Hirschklinge entdeckte man 1687, wahrscheinlich das untere Flöz. Einen Schmelzofen hatte Ellwangen 1611 bei Abtsgmünd errichtet, wo auch – laut amtlichen Aktenstücken – in der Nähe waren Erze entdeckt worden, was freilich mit den geognostischen Verhältnissen so wenig stimmt, daß man fragen könnte, ob nicht ein dunkel gerötheter Keupersandstein für Thoneisenstein gehalten wurde? Jedenfalls erwiesen sich die Abtsgmünder Erze als nicht recht brauchbar und um so mehr konnte Hans Sigmund v. Wellwart – auf dessen Boden bei Attenhofen das Erzlager war entdeckt[1] und als sehr reichhaltig erfunden worden – Ellwangen den Antrag stellen auf ein gemeinschaftliches Unternehmen. Er wollte das Erz, Ellwangen sollte die Kohlen u. s. w. liefern. Allein auch bei Oberalfingen war Erz entdeckt worden und wurde von da nach Abtsgmünd geführt 1615 ff., so lang der dortige Ofen bestand. Nach seinem Aufhören beschränkte sich der Bergwerksbetrieb allmählig auf die beiden Gruben am Burgstall für Königsbronn und am Braunen für Wasseralfingen. Das Bohnerzgraben im Bezirk hatte schon früher aufgehört.

Was die Art und Weise des älteren Bergbaus betrifft, so scheint derselbe fast nur Tagbau gewesen zu seyn. Denn alle Augenblicke war die Erwerbung von neuen Grundstücken nöthig und eine gewöhnliche Bedingung ist dabei: wenn kein Erz mehr zu finden sey, sollen die Äcker an ihre früheren Eigenthümer zurückfallen. Einen besonderen Vertrag schloß Württemberg 1614 (wo auch noch bei Röthhard und am Hirschhof für Königsbronn Erze gegraben wurden) mit Aalen, und es versprach der Rath, auf den Gütern der Gemeinde den nöthigen Grund und Boden käuflich abzulassen und auf die Privatbesitzer einzuwirken, damit auch sie den benöthigten Boden billig ablassen. Zugleich legte die Stadt Abfahrtswege an, wofür sie 2 Kreuzer Weggeld erhielt vom Centner Erz, das nach Königsbronn ging. Jedem Bürger aber, unter dessen Gütern der Bergbau sich hinzog, mußte nach einer jährlichen markscheiderischen Aufnahme des Steigers eine bestimmte Entschädigung per Morgen bezahlt werden.


  1. Noch steht ein Denkstein von 1608 an dem Fundorte.
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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 066. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)