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Auch werden in dieser Nacht häufig Maien gesteckt, an manchen Orten mit allerlei Flittern und Goldschaum etc. verziert.

In Wasseralfingen und einigen anderen Orten, z. B. Leinweiler und Heuchlingen, kommt das Umreiten des s. g. Pfingstlümmels vor, wie eigentlich der heißt, welcher an diesem Feste zuletzt aufsteht. Vier junge Bursche, mit Goldpapierkappen und farbigen Bändern, von den Achseln flatternd, die Gesichter bemalt, reiten Nachmittags im Dorf und der Umgegend herum, sagen vor den Häusern einen gereimten sinnlosen Dialog her und werden hierauf beschenkt. Das Ende vom Lied ist natürlich ein Gelage.

Die Kirchweihfreuden sind vorzugsweise auf den Magen berechnet; es wird besonders viel „Krapfes“ gebacken, d. h. ein mit Safran gefärbtes Käsebrod, wovon jeder Bettler bekommt. Belustigungen im Freien hatten sich bis 1851 in Aalen erhalten, wo auf einer Wiese Wirthschaftsbuden und hauptsächlich zahlreiche Kegelbahnen (von armen Leuten) errichtet werden. Ein Preisschießen findet statt und neben Scholtertischen finden in der Regel Carroussel, Panoramen u. dgl. Raritäten sich ein. An zwei Sonntagen und mehreren dazwischen fallenden Werktagen geht es sehr lebhaft auf dem Festplatze zu; in den Wirthshäusern aber werden viele Hunderte von Gansvierteln in diesen Tagen verzehrt. Für Kaufleute und Gewerbsleute überhaupt ist es eigentlich Pflicht, bei ihren Kunden ein solches Mahl zu nehmen, was Manchen fast in allen Gasthäusern herumzwingt, wogegen in den Läden und selbst in den Apotheken jeder, der etwas kauft, ein Stückchen Kirchweihkuchen als Geschenk erwartet, weßwegen an diesem Tage außerordentlich viele Käufer aus Stadt und Land sich einstellen.Dieselbe Sitte resp. Bettelei kehrt bei der „Anklopfet“ wieder, wo dann Lebkuchen, Marcipan u. dgl. zum Geschenk gegeben wird. Preisschießen werden nicht selten von einzelnen Unternehmern veranstaltet, wie auch Preiskegelschieben für die zahlreichen Freunde dieses Spiels.

Auf dem Lande sind die Kirchweihfeiern im Freien, besonders in Essingen einst unter der Leitung von „Platzmeistern“ sehr besucht, in Abgang gekommen. Der Huttanz findet bisweilen noch statt, das Eierlaufen ist nie gebräuchlich gewesen.

Übrigens erwähnen wir noch als gesellige Vereinigungen, welche in neuerer Zeit mit einem weiteren besonderen Zwecke sich gebildet haben, einmal die Liederkränze in Aalen, (Harmonia und Concordia), – in Hohenstadt (welcher auf dem schwäbischen Liederfeste zu Heilbronn 1851 den zweiten ländlichen Preis erhalten hat[1] – in Hofen, Hüttlingen,


  1. In Hall 1853 den ersten.
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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)