Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der von den Bauern einiger Gegenden auch in Wirthshäusern halbmaas-, selbst maasweise bestellt und getrunken wird. Das weiße Bier ist in gar manchen Haushaltungen, z. B. in Wasseralfingen, fast wie das Wasser gehalten. Von Zeit zu Zeit wird ein Fäßchen gekauft und aufgelegt, wo dann jeder Hausgenosse nach Durst sich herausläßt.

Der Branntweingenuß ist leider auch sehr verbreitet und die Folge davon ist manchmal delirium tremens.

Ein besonders für Kinder zur Osterzeit früher gewöhnlich in Aalen bereitetes Getränke war Meth.

Die Kleidung hatte noch vor 30 Jahren in mehreren Orten manches Eigenthümliche, bereits hat aber die moderne städtische Tracht Vieles verdrängt.

Zumal die Handwerker auf dem Lande tragen sich ganz wie die Städter; Stiefeln, lange Hosen, meist blaue Röcke und runde Hüte. Die Bauern nur haben ihre Tracht besser bewahrt. Gewöhnlich haben sie lange zwilchene, aber schwarzgrau gefärbte Röcke mit kleinem stehendem Kragen, innen ein paar Hand breit farbig, in der Regel blau ausgeschlagen, oder solche schwarzgraue, zum Staate auch blautuchene und schwarzsammtene Kittel, – mit blanken Knöpfen. Die Weste ist vorherrschend roth mit hohen weißen Metallknöpfen, bei den Wohlhabenden von Silber. Die Beinkleider sind entweder lange zwilchene (meist blau gefärbte) oder kurz, schwarzledern, wozu weiße Strümpfe und Schnallenschuhe oder lieber hohe Stiefel von weichem Kalbleder bis über das Knie. Auf dem Haupte sitzt entweder ein dreieckiger Filzhut oder – zumal bei den jungen Leuten – eine Pelzkappe; seit einigen Jahren verbreitet sich auch der niedere runde Hut mit breiter Krämpe.

Eigenthümlich sind in Essingen die großen Vorschürzen, welche – zum Staate sogar – die Männer, wohl gewaschen auch an Sonntagen, zu tragen pflegen, womit sie selbst ihre Gänge in die Stadt machen.

Übrigens greift auch unter den Landleuten, besonders in den Dörfern, die städtische Tracht immer weiter.

Die Weiber, z. B. in Wasseralfingen und Umgegend, hatten früher eine ganz ausgezeichnete Tracht, deren Hauptstück ein dicker, wollener, rother Rock war, schon vom Schneider in unzählige Falten gelegt, welcher immer nach dem Ausziehen oben und unten zusammengebunden und in den Kasten gestellt wurde, um die Falten recht zu erhalten. Dazu kam dann ein grellfarbiger Kittel, bei reichen Bäuerinnen von Seidenzeug, orange, zeisiggrün u. s. w. und ein stets mit dem Kittel gleichfarbiger Schurz mit blauen oder rothen lang flatternden Bändern. Ältere Frauen schlangen ein großes, buntes seidenes Tuch zweimal um den Hals, dessen Zipfel alsdann, hinten gebunden, über den Rücken lang

Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)