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selbst auf, bewiesen aber wurden sie erst durch die in neuester Zeit gemachten Entdeckungen. An der nordöstlichen Seite des Berges nämlich, unweit der Maierei, fand ich im Wald eine Schutthalde, deren meist schwarzer Boden angefüllt mit Scherben von vorrömischen Gefässen, schwarz oder schwarzgrau, oder auch außen röthlich und im Bruche schwarz und mitunter röthlich und gelblich im Bruche; diese Scherben sind z. Th. urthümlich aber nicht ohne Geschmack verziert durch Linien, Punkte, Zacken, Längs- und Querstreifen, Rauten, Dreiecke, eingedrückte oder erhabene Zöpfchen u. s. w.; manche davon zierlich und ganz ähnlich den Pfahlbauscherben, wie sie in Konstanz (im Rauheneck) gefunden wurden. Dieser umfangreiche Scherbenschutt ist augenscheinlich von der Hochfläche des Berges herabgekommen, und eine Nachgrabung durch Fraas (s. o.) auf der nordöstlichen Höhe des Berges ergab bei 2 m Tiefe genau dieselben Scherben, auf dem Felsgrund ruhend; umfassende Nachgrabungen würden wohl noch manche Merkwürdigkeiten zu Tage fördern, doch sind Untersuchungen wegen der großen Veränderungen, welche die obere Fläche des Berges durch die Festungsbauten erlitt, mit Schwierigkeiten verknüpft. In der Sammlung des Rosgartens in Konstanz befindet sich der Abguß eines 30 Centim. langen Steinhammers aus Diorit, auf dem Hohentwiel gefunden und jetzt in Freiburg i. B. – Ausgiebiger sind bis jetzt die Funde, die man auch erst kürzlich auf der Vorburg des benachbarten Hohenkrähens machte; man fand in großer Menge Gefäßfragmente, auch ganze Gefässe, Waffen und Werkzeuge aus Geschieben, Feuerstein und Jaspis, Geräthe und Hefte aus Bein und Horn, besonders Hirschhorn, genau stimmend mit den Pfahlbaufunden; und ähnliches zeigte sich auf dem Hohenhöwen.

Zahlreiche Grabhügel lagern sich in der Umgegend des Berges; die wenigsten sind geöffnet worden, und auch diese gaben nur eine spärliche Ausbeute.

Auf württembergischem Boden liegen östlich vom Bruderhof, in den Wäldern „Dreibück“, so genannt von drei nah bei einander liegenden größeren Grabhügeln, und „Grottenmark“ gegen 20 Grabhügel von 40–70 Fuß Durchmesser und bis 6 Fuß hoch. Einer derselben im „Dreibück“ wurde im Sommer 1877 geöffnet, er hatte eine Höhe von 11/2 Meter bei einem unteren Durchmesser von 14 m, (50 Fuß), bestand ganz aus feinem Sand, mit etwas Lehm gemischt; in seiner Mitte auf dem gewachsenen Boden fand man in einer Länge von 2,10 m und einer Breite

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 559. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0559.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)