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8 Eimern. – Hagelschlag ist seit undenklicher Zeit nicht vorgekommen.

Die Ruinen der unteren und oberen Festung, mächtig ausgedehnt, stark zerstört und vielfach von Bäumen und üppig wucherndem Gesträuch verdeckt und verschönert, umfassen einen großen Raum; die Bedeutung der einzelnen Bauwerke ist nur zum Theil noch ersichtlich, kann aber durch noch vorhandene, vor der Zerstörung angefertigte Zeichnungen und Modelle leicht festgestellt werden. Der Berg samt den Ruinen steht gegenwärtig unter der Verwaltung des k. Kriegsministeriums, das einen besonderen Aufseher, zugleich Anwalt des Weilers Hohentwiel, hiefür aufgestellt hat. Derselbe erhebt von den Besuchenden ein kleines Eintrittsgeld und hat hiefür jährlich, eine bestimmte Pachtsumme an das Kriegsministerium abzutragen.

Treten wir an der Hand des beigegebenen Plans unseren Weg durch die jetzigen Ruinen an.

Von der großen Linde vor dem Gasthaus des Maierhofs führt der Weg sofort an dem links gelegenen, ummauerten, schon vor Widerholds Zeit benützten Friedhofe vorbei, noch auf dem ebenen Absatz des Berges gelegen, der von hier an in bewaldeten Felsmassen fast überhängend sich aufthürmt. Der stille Ort, bis zu dem herab die herrlichen Laubbaumwipfel des Berges herabreichen, enthält auch einige ältere Grabmäler; so an seiner westlichen Mauer, ganz von Nesseln verhüllt, den sehr hübsch gearbeiteten, mit dem Wappen des Verstorbenen geschmückten Grabstein eines früheren Kommandanten von Hohentwiel, mit folgender Inschrift: 15. December Anno 1600 ist der edel und vöst manhaft Andreas Geissel, firstlicher wirttenbergischer Haubtmann auf der Vestung Hohenthwiel, im Herrn seliglich entschlaffen. Dem sein göttliche Allmacht ein freliche Uferstevung verleihen wele. Amen.

Es ist derselbe Hauptmann, dem nach Angabe des berühmten Baumeisters Heinrich Schickhardt (Beschreibung einer Reise, welche der Durchl. Fürst Friedrich, Herzog von Würtenberg, im Jahr 1599 nach Italien gethan, Manuskript auf der k. öffentl. Bibliothek in Stuttgart) auf der Rückreise aus Italien am 13. April 1600 die Ehre eines Besuches des Herzogs Friedrich I. zu Theil wurde, „da dann“, erzählt Schickhardt „Ihre fürstliche Gnaden selber viel groß und kleine Stuck in das Feld nach Bäumen und anderem gerichtet, desgleichen hat auch gethan

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0547.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)