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Der rothe Fingerhut (Digitalis purpurea) fehlt der Gegend vollständig, dagegen ist der großblühende gelbe Digitalis ambigua sehr verbreitet. Von Doldenpflanzen überall der Wasserfenchel (Phellandrium) und speziell bei Tuttlingen der Wasserschierling (Cicuta virosa); Conium maculatum, der gefleckte Schierling, Tuttlinger Gärten, desgleichen Singen, am Hohentwiel, im Getreide oft die Höhe des Roggens erreichend; eigenthümlich, daß es bei einer solchen Häufigkeit ohne Vergiftungen abgeht! Ein gemeines Unkraut ist die Hundspetersilie (Aethusa Cynapium). Die Ranunkulaceen Helleborus foetidus (Nießwurz); Eisenhut (Aconitum variegatum u. A. Lycoctonum); Actaea spicata, das Christofskraut, in den Tuttlinger Bergwaldungen so häufig, kommt am Hohentwiel kaum in Betracht.

Die wilde Flora erfährt wenig Benutzung. Ein kundiger Kräutersammler ist in Wurmlingen. Außer dem schon genannten Einsammeln der Morcheln wäre zu erwähnen, daß in den Waldschlägen um den Hohentwiel die dort massenhaft vorkommende Belladonna fast jedes Jahr wagenweise zu Arzneizwecken abgegeben wird, desgleichen werden am Hohentwiel Conium maculatum und Artemisia Absinthium in größerer Menge gesammelt, auch wurden schon einige Versuche gemacht, aus den Beeren des dort massenhaft wachsenden Attich (S. Ebulus) Branntwein zu brennen, das Ergebnis war ein günstiges, allein der üble Geruch der Pflanze hatte sich auch dem Schnaps mitgetheilt und so wurde von weiteren Versuchen Abstand genommen. Sonstige Arzneikräuter, wie die Kamille, scheinen nicht häufig vorzukommen (die Kamille um den Hohentwiel gar nicht, dagegen in Gärten als Hausmittel gepflanzt).

Thierreich.

Der gegen den Bodensee und die Alpen vorgeschobene Hohentwiel ist auch durch seine zoologischen Verhältnisse interessant; wir führen hier nur das Wichtigste daraus an.

Säugethiere.

Von jagdbaren Thieren ist das Reh in noch gutem Wildstande, ab und zu zeigen sich auch Wildschweine. Der Hase ist zu einer großen Seltenheit geworden; Fuchs und Dachs sind häufig, auch viele Baue am Hohentwiel; zuweilen auch ein Edelmarder und eine Wildkatze.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 538. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0538.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)