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von granatoedrischer[ER 1] Gestalt im Durchschnitt bläulich oder graulichgrün gefärbt sind. Theils ist die intensive Farbe nur am Rand theils in einzelnen Flecken im Krystall, theils erscheinen die Krystalle von einem Flechtwerk zartfaseriger bläulichgrüner Materie von 0,04 mm Dicke durchzogen, welche nicht auf polarisirtes Licht wirkt. (Zickel, Mikrosk. etc. S. 394).

Beigemengt erscheint dem Nosean und Hauyn der Nephelin (kieselsaures Kali und Natron, schwefelsaurer Kalk und kieselsaure Thonerde), doch herrscht ersterer in einer Weise vor, daß sich der Hohentwielphonolith als entschiedener Noseanphonolith (G. v. Rath) oder Hauynphonolith (Sandb.) erweist. Diese Zusammensetzung erklärt denn nun die Zersetzungsresultate des Hohentwielgesteins. Im zersetzten, überall am Felsen anstehenden und zu Tage gehenden Gestein haben sich die Noseane in eine gelblich schmutzige Substanz verwandelt, die der Hauptsache nach in auseinander laufenden faserigen Partien besteht. Mit bloßem Auge erkennt man zwar noch die farblosen Sanidine, aber die Krystalle sind durch Flecken und Sprünge getrübt, braune undurchsichtige Flecken mögen von zersetztem Titanit herrühren. Das Mikroskop vollends zeigt die vielfachen Übergänge vom frischen Nosean bis zu dem völlig zersetzten, schon doppeltbrechenden Nosean, der zu Natrolith wird. Zickel spricht von der Beobachtung eines Noseankrystalls, der zur Hälfte noch frisch war, während die andere gegenüberliegende Hälfte bereits in gelbe faserige Substanz sich verwandelt hatte. Am deutlichsten tritt diese im polarisirten Licht zu Tag, in welchem bei gekreuzten Nikols der umgewandelte Theil farbig, die alte Krystallmasse tief dunkelschwarz erscheint.

Daß der Natrolith nur das Zersetzungsprodukt des Noseans oder Hauyns ist, erkennt man schon an dessen Bestandtheilen (47,2 kieselsaure, 25,6 Thonerde, 16 Natron, 1,3 Eisen und 8,9 Wasser). Geht man vollends einem Natrolithgang in seinem Lager prüfend nach, so ist in der Nähe des oft fingerdicken Ganges der Nosean verschwunden, er hat sich bereits in opake[ER 2], trübe Masse verwandelt, die schließlich in dem Gang als traubige Schale von fasriger Struktur, als das eigenartige Mineral


    in Bonn von Klaproth 1818 benannt. Nach den neueren Untersuchungen von Rosenbusch (Mikrosk. Phys. der massigen Gesteine 1877) sollen die Noseankrystalle im Phonolith identisch sein mit Hauyn, ein Namen dem der Vorzug des Alters (1807) gebührt.

Berichtigungen und Nachträge

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0517.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)