Seite:OberamtTuttlingen0499.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das gegenwärtige Pfarrhaus war früher ein Frauenklösterlein (Klausur genannt) und wurde im Jahre 1631 zur Pfarrwohnung eingerichtet; seine Unterhaltung ruht ebenfalls auf der Kirchenpflege.

Im Jahre 1875 wurde sodann das ehemalige Schloß, das bisherige Kameralamt, ein sehr stattliches steinernes Gebäude, von der Gemeinde erworben und zum Schulhaus eingerichtet mit drei großen Schulzimmern, zwei vollständigen Lehrerwohnungen für die beiden Schulmeister und einem Zimmer für den Lehrgehilfen. Das mit 5 Fuß dicken Mauern aufgeführte dreistockige Gebäude war früher das Eigenthum der Landesherrn der Herrschaft Konzenberg, der Dompröbste von Konstanz, und Wohnung der konstanzischen Obervögte; vom Jahre 1806–1810 hatte das Forstamt seinen Sitz im Schlosse, später bis 1875 das Kameralamt; es war einst rings von einem Weiher umgeben, der jetzt eingefüllt ist, und jetzt noch geht um dasselbe ein großer, mit schönen Obstbäumen besetzter und von einer Mauer umfaßter Garten.

Das frühere, im Jahre 1832 erbaute zweistockige Schulhaus dient jetzt als Rathhaus; das ehemalige Rathhaus, ein hübsches alterthümliches vor ungefähr 200 Jahren erbautes Haus, mit einem Thürmchen auf dem First und der Jahreszahl 1602 an der Ecke, ist an einen Bürger verkauft worden.

Außerdem besitzt die Gemeinde ein Backhaus, zwei Waschhäuser und ein Armenhaus.

Die Eisenbahn von Spaichingen nach Tuttlingen geht westlich am Ort vorüber, der Bahnhof „Wurmlingen“ liegt im Nordwesten, etwas vom Dorf entfernt; durch dasselbe führt die Staatsstraße von Spaichingen nach Tuttlingen; die Vizinalstraßen von Tuttlingen nach Thalheim und nach Seitingen berühren den südlichen Theil der Markung, und stehen mit dem Ort durch eine besondere Straße in Verbindung.

An gesundem laufendem Trinkwasser hat der Ort keinen Mangel, es bestehen samt den zwei Brunnen beim Bahnhof 12 laufende Brunnen, dazu noch 6 Ziehbrunnen; auch die Markung ist reich an Quellen; die bedeutendsten sind die Quelle des Gießenbachs im Hölzle, der sich in die Elta ergießt, eine Quelle im Erbsberg (beide mit vortrefflichem Wasser), sodann mehrere Quellen im Seltenthal, welche die Ortsbrunnen speisen. Eine weitere Quelle im Seltenthal ist schwefelhaltig und der

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)