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Die verhältnismäßig kleine Markung ist, soweit sie für den Feldbau benützt wird, ziemlich eben und hat einen mittelfruchtbaren Boden, der theilweise von Kies (Jurakalkschutt) oder auch von Kies mit Lehm gemengt unterlagert wird. Ein Steinbruch im weißen Jura liefert Kalksteine; früher in den fünfziger Jahren wurde auf Bohnerz gegraben, und 1/8 Stunde westlich vom Ort bestand eine Erzgrube.

Das Klima ist etwas rauh, Frühfröste sind nicht selten, und ist das Thal, besonders im Frühling, starken Winden ausgesetzt; Hagelschlag kam in letzter Zeit wenig vor.

Die Landwirthschaft wird so gut als möglich und mit vielem Fleiß betrieben, der Boden durch häufige Düngung zu verbessern gesucht, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Kompost und Asche verwendet. Die Düngerstätten sind großentheils gut bestellt und die Jauche wird sorgfältig gesammelt.

Der sog. Sigmaringer Wendepflug herrscht vor, auch Walzen, Dreschmaschinen und eiserne Eggen haben Eingang gefunden. Man baut hauptsächlich Dinkel (in neuerer Zeit auch Weizen), Roggen, Gerste, Linsengerste und etwas Haber, Kartoffeln, Ackerbohnen, dann Flachs und Hanf, doch nur für den eigenen Bedarf. Der Futterkräuterbau (Klee und Esparsette) ist von Bedeutung. Über den eigenen Bedarf können 150 Sch. Dinkel und 50 Sch. Gerste nach Tuttlingen verkauft werden.

Der Wiesenbau ist mittelmäßig, liefert aber ein gutes Futter; die meisten Wiesen sind zweimähdig, einige auch dreimähdig.

Die Obstzucht nahm in den letzten Jahren zu, spätblühende Mostsorten (Weinäpfel, Augstäpfel, Süßäpfel, Müllerbirnen, Zuckerbirnen, Winterbirnen) kommen fort; das Obst wird zum Mosten und Dörren verwendet, nach außen ganz wenig verkauft. Die Gemeinde besitzt eine Baumschule, woran ein Baumwart angestellt ist und woraus die Jungstämme bezogen werden.

Die Gemeinde besitzt ferner 729 Morgen vorherrschend gemischte Waldungen, deren jährlicher Ertrag in 218 Klaftern und 10.000 Stück Wellen besteht; hievon erhält jeder Ortsbürger jährlich 4 Raummeter und 50–100 St. Durchforstungswellen. Der übrige Ertrag wird für die Gemeinde verkauft, was ihr eine Rente von 1000 Gulden sichert.

Die Weide auf (Wechselfeldern und den Brach- und Stoppelfeldern) wird von einem fremden Schäfer gepachtet, jährlich um 180–200 Gulden, das Pferchgeld beträgt 120–130 Gulden. Außerdem besitzt die Gemeinde Wiesen und Allmanden, die unter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0492.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)