Seite:OberamtTuttlingen0475.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

jährlich 1800 Gulden, verpachtet werden, und etwa 70 Morgen Güter, welche ebenfalls den jährlichen Pachtzins von 1800 Gulden der Gemeinde einbringen. Eigentliche Weiden bestehen keine und auch die Brach- und Stoppelweide wird nicht verliehen.

Die Pferdezucht ist, wie überhaupt in der Umgegend, mittelmäßig und im Abnehmen, auch die Pferdehaltung nicht bedeutend; man hat die gewöhnliche Landrace.

Die Rindviehzucht dagegen ist gut und beträchtlich und bildet einen besonderen Erwerbszweig der Einwohner; man hält Simmenthaler mit Landrace gekreuzt und hat 5 Simmenthaler Farren und 2 von der Landrace aufgestellt, die von der Gemeinde angeschafft und unterhalten werden; dieselbe hat auch einen eigenen Farrenwärter mit 116 Gulden jährlichem Gehalt. Stallfütterung ist allgemein; Handel mit Vieh findet in mäßigem Umfang, namentlich nach Baden, statt. Die Viehmastung ist nicht von Bedeutung.

Schafzucht wird nicht, dagegen die Schweinezucht sehr stark und ausgedehnt betrieben; man hält die englische und die deutsche Race; Ferkel werden in großer Zahl nach außen verkauft, ebenso aufgemästete Schweine.

Die Ziegenzucht ist nicht unbedeutend; von Geflügel werden besonders Hühner und Gänse gezogen, dann Tauben und Enten, doch Alles nur für den eigenen Bedarf. Die Bienenzucht wird mit nicht viel Glück betrieben und nimmt auch nicht zu; man setzt jedoch Wachs und Honig nach außen ab.

Der Getreidehandel, der Vieh- und Schweinehandel geht nach Baden, der Holzhandel in’s Unterland. Zwei Fuhrleute fahren, je einmal in der Woche, nach Spaichingen, Rottweil, Villingen.

Außer der schon oben genannten Volksschule bestehen eine Zeichenschule, eine gewerbliche und landwirthschaftliche Fortbildungsschule, eine Kleinkinderschule, und eine Näh- und Strickschule.

Es ist eine große Menge von kleineren Stiftungen, namentlich für Armenunterstützung und Schulzwecke, vorhanden, die zusammen eine Summe von 2406 Gulden ausmachen.

Von Resten aus der frühen Vorzeit nennen wir: eine Römerstraße, die „alte Poststraße“, lief von Aldingen her über die Flur „Romern“ und weiter nach der Weigheimer Kapelle; sie wird zum Theil noch als Feldweg benützt. Eine zweite, der „Kirchweg“, auch „grüner Weg“, lief vom Lupfen über den „Römlinsbühl“ und über die Flur „Türnen“, eine Viertelstunde südlich von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0475.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)