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Einer der neun Höfe, die anfänglich den Ort bildeten, hatte die Benennung „zu hohen Mauren“, was wohl bei der Lage des Orts auf eine römische Niederlassung (vergl. Hochmauren bei Rottweil) hinweisen mag; in der Nähe des Orts, bei der hohen Tanne, fand man im Jahr 1854 zwei sehr schön erhaltene Goldmünzen der röm. Kaiser Claudius und Nero und 18 Jahre früher ebenfalls eine Goldmünze des Nero. (Württ. Jahrb. Jahrg. 1854, I. Heft S. 23.)

Im südöstlichen Theil des Orts stand ehemals eine Burg (Burgstall), die jetzt völlig abgegangen ist, früher stieß man öfter auf Reste des Grundgemäuers, auch erhielt sich noch ein Theil des Grabens, die angrenzenden Wiesen heißen noch „hinter der Burg“.

Im Jahr 1444 bestand der Ort noch aus Burg und Dorf.

Eine halbe Viertelstunde südwestlich vom Ort, unweit der Sunthauser Straße, stand ehemals die dem h. Gallus geweihte Hauptkirche des Orts, zugleich eine von Pabst Benedikt XII. im J. 1338 mit Ablaß begabte Wallfahrtskirche. Eine benachbarte Flur schreibt sich „in heiligen Wegen“. Eine Viertelstunde südöstlich vom Ort heißt ein Wald „vor’s Bruders Wald“; hier wohnte ohne Zweifel ein Waldbruder.

Thuningen kommt als Daininga (Tuni ist a. d. Personname; oder von einem solchen mit degen Knecht zusammengesetzten) zuerst vor 30. Juli 797 bei einer hier vollzogenen Schenkung von Gütern in Weigheim und Trossingen ans Kl. St. Gallen. 4. Juli 817 gibt K. Ludwig die gräflichen Einkünfte aus 47 mansus in alemannischen Landen, darunter zu Teiningas im Gebiet des Grafen Hradhar die Mansen des Amalo, Gerhard, Liuthar, Wolfbert und Nilo, an dasselbe Kloster (W. Urk. B. 1, 90). Thuningen war demnach, wie die andern Orte der Herrschaft Lupfen, ursprünglich Reichsgut. Ans Kl. St. Gallen kam auch noch anderer Besitz, gestiftet von Privatleuten. Von ihm gesetzt (Regg. 1420) waren die reichen angesehenen Maier von Thuningen, die auch in Sunthausen (durch seinen Namen als zu Thuningen gehörig bezeichnet) große Güter hatten, aber mit der Zeit ihren Wohnsitz in Villingen nahmen, und von denen ohne Zweifel Lupfen allmählig Thuningen kaufte; doch waren sie wegen des Burgstalls in Th. auch noch wirtembergische Lehenträger. (St. Arch.) Schon 1090–1100 hatte Sigehart von Karpfen und seine Mutter Ita, wahrscheinlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0464.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)