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ankauft und unterhält. Im Herbst wird das Vieh noch auf die Donauwiesen getrieben. Den Sommer über laufen 300 St. fremde und eigene Schafe (deutsche und Bastarde) auf der Markung. Schweine werden keine gezüchtet, die Ferkel von außen bezogen und zum eigenen Bedarf, und namentlich, was von Bedeutung ist, zum Verkauf aufgemästet.

Der Kesselbach führt Weißfische, die Gemeinde hat das Fischrecht und verpachtet es um jährlich 6 M.

Außer der Volksschule bestehen eine Industrieschule und Winterabendschule.

Die Kirchenstiftung beträgt 7329 fl.; hiebei ist eingeschlossen die Stiftung des Dr. Lorenz Lang in Weilheim vom Jahre 1872 mit 1362 fl. 40 kr., mit der Bestimmung, daß jährlich 2/3 der Zinsen seinen Verwandten bis zum fünften Grad auszufolgen sind, die Schulstiftung 508 fl., wovon Josef Büschle 100 fl. für arme Schüler stiftete; – und eine Ortsarmenstiftung mit 87 fl. 30 kr., gestiftet von der Stiftsdame Walburg von Enzberg.

Nördlich vom Ort wurden bei Erbauung eines Hauses Reihengräber entdeckt; man fand darin Eisenwaffen und einen Kamm von Elfenbein. Nordwestlich vom Ort heißen zwei Fluren „Groß-Hangen“ und „Alt-Hangen“; in der Nähe des Orts wurde ein sog. Kelt (Meißel von Bronze) gefunden.

Stetten (zu a. d. stat, steti, stetin) hatte eine St. Galluskirche (Stäl. WG. 1, 193), zum Beweis, daß es zu den frühen Pflanzorten des Christenthums in unserer Gegend gehört. Kl. Petershausen ist hier begütert durch Stiftung seines Gründers, B. Gebhard II. von Konstanz 980–96 (Stäl. W. G. 1, 595), wie in Mühlheim. Auch Kl. Allerheiligen hatte einigen Besitz, und Fürstenberg ein Lehengut 1409 (Fürstenb. U. B. 3, 55). Seit alten Zeiten (1360) war es Filial von Nendingen, später (bis 1812) zu 2/3 von Mühlheim, zu 1/3 von Nendingen, seit 1812 ganz von Mühlheim, und erhielt einen eigenen Geistlichen erst 15. Juli 1843. Gleichzeitig wurde das Pfarrhaus und einige Jahre später der eigene Gottesacker samt Kapelle neu errichtet. 15. Juni 1864 wurde der Grundstein der Pfarrkirche gelegt, und 1865 dieselbe vollendet. Es gehörte zur Herrschaft Mühlheim und theilte deren Schicksale; und zwar war es Allod der Enzberg’schen Familie. 1653 kam es auf dem Weg des Konkurses mit 5100 fl. an’s Kl. Zwiefalten, von dem es aber durch die Wallfahrtspflege

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0441.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)