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Die drei Glocken sind neu. Die Unterhaltung der Kirche und des im Jahre 1842 erbauten Pfarrhauses ruht auf der Gemeinde.

Die alte, auch dem h. Nikolaus geweihte Kirche steht mitten im Dorf mit einem Dachreiter auf dem First und einem hübschen kalksteinernen Portal im Westen, das, was sehr glaublich ist, von der Welschenberg-Kirche herabgeholt worden sein soll.

Der Begräbnisplatz wurde im Jahre 1849 außerhalb des Orts an der Bergseite angelegt und umschließt eine Kapelle. Außerdem ist noch die ganz kleine Sebastianskapelle im Ort.

Das gut aussehende, im Jahr 1829 um ein Stockwerk erhöhte Schul- und Rathhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath das Schullokal und die Wohnung des Schullehrers.

Ein öffentliches Backhaus und zwei öffentliche Waschhäuser bestehen, desgleichen ein Armenhaus.

Vom Ort aus geht eine Verbindungsstraße auf die Staatsstraße von Tuttlingen nach Mühlheim.

Derselbe ist mit gutem Trinkwasser im Überfluß versehen, das 7 Pump- und ein Schöpfbrunnen liefern; auch die Markung ist quellenreich; die bedeutendste Quelle ist der am Fuße des Heubergs entspringende Riedbrunnen, der sich in den Kesselbach ergießt. Dieser letztere entspringt in einer für heilkräftig geltenden Quelle in den Wiesen, nördlich von Nendingen. Bei anhaltendem Regen fließt auf der Markung ein sog. Hungerbrunnen. Eine hölzerne Brücke führt über die Donau, ein hölzerner Steg über den Kesselbach, beide sind von der Gemeinde zu unterhalten.

Die körperlich gesunden Einwohner, fleißig, sparsam und kirchlich gesinnt, finden ihre Erwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und auch in Gewerben; am stärksten vertreten sind Schuhmacher, Weber und Messerschmiede und arbeiten auch nach außen. Drei Schildwirthschaften und zwei Kramläden sind im Ort, dann eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, einer Hanfreibe und Gipsmühle.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind im allgemeinen gut, der reichste besitzt 100 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, der Mittelmann 10 Morgen, die ärmere Klasse 1/81/4 Morgen Feld. Etwa 200 Morgen besitzen hiesige Bürger auf angrenzenden Markungen. Zwei Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0439.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)