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davon werden jährlich noch 600.000 Stück Torf gewonnen und im Ort und in der nächsten Umgegend verwendet. Früher waren hier ziemlich mächtige Torflager, die jetzt zum größten Theil abgebaut sind, sie sind zum Theil im Besitz des Staats und liegen ganz unbenützt. Im Jahr 1839 fand man beim Graben eines Brunnens im Liasschiefer Reste eines Sauriers und Abdrücke von Fischen.

Das Klima ist wegen der hohen Lage des Ortes im allgemeinen windig und ziemlich rauh, kalte Nebel und Frühlingsfröste sind nicht selten, Hagelschlag kam seit dem Jahre 1863 nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft wird gut und fleißig betrieben; die Düngerstätten sind meistens zweckmäßig angelegt, namentlich wird die Jauche sorgfältig gesammelt; künstliche Düngungsmittel werden nur selten angewendet. Der Amerikanerpflug ist größtentheils eingeführt, daneben der Brabanter und Suppinger. Eiserne Eggen, Dreschwalzen und Futterschneidmaschinen sind vorhanden, außerdem besitzt die Gemeinde eine Wurzelegge und eine Bodenwalze, die an die Ortsbürger ausgeliehen werden.

Man baut vorzugsweise Dinkel, Haber, Ackerbohnen, etwas Gerste, Roggen und Weizen, ferner Kartoffeln, Wicken, dreiblättrigen Klee, Esparsette und wenig Luzerne; von Handelsgewächsen zieht man Reps, Mohn, Flachs und Hanf zum eigenen Gebrauch.

Verkauft werden, meist auf der Schranne in Villingen Stadt, jährlich 1200 Scheffel Dinkel, 600 Scheffel Haber, 20 Scheffel Gerste und 30 Scheffel Ackerbohnen.

Die vorhandenen 400 Morgen Wiesen sind sämtlich zweimähdig und liefern ein gutes Futter, das im Ort verbraucht wird.

Die Obstzucht ist wegen der herrschenden kalten Winde nicht bedeutend, jedoch im Zunehmen; sie beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Kernobstsorten (Luiken, Rauhbirnen etc.) und mit Zwetschgen.

Eine Gemeindebaumschule, aus der die Jungstämme bezogen werden, und ein Baumwart sind vorhanden. Das Obst wird meist grün verspeist.

Die Gemeinde besitzt 40 Morgen guter Weide, welche nebst der Brach- und Stoppelweide an zwei hiesige Schafhalter jährlich um 800 M. verpachtet werden; überdies trägt die Pferchnutzung der Gemeinde jährlich 700 M. ein. Auch sichern die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0426.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)